Umstellung auf freie Software

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Verwaltung
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Wirkung: 
Sparidee

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

242
weniger gut: -35
gut: 242
Meine Stimme: keine
Platz: 
62
in: 
2011

Die Stadt gibt jährlich gigantische Summen an Lizenzkosten für ihre PC- und Serversysteme aus, Tendenz steigend. An jedem PC-Arbeitsplatz werden Betriebssystem und Office-Paket von Microsoft eingekauft, eine Umstellung auf freie Software (linuxbasiertes Betriebssystem sowie OpenOffice) beherbergt daher gigantisches Sparpotenzial.

Dieses gilt es zu prüfen und (ggf. zunächst als Modellversuch) umzusetzen.

Gemeinderat prüft: 
ja
Umsetzung und Prüfung
Umsetzung: 

Dort, wo es möglich ist, setzt die Stadt auch freie Software ein.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Der Einsatz von OpenSource-Software wird von Fall zu Fall geprüft. Er wird in der Regel immer dort erfolgen, wo eine Umstellung auf OpenSource-Lösungen deutliche wirtschaftliche Vorteile verspricht.
wird umgesetzt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Bereits heute sind bei der Landeshauptstadt Stuttgart an zahlreichen Stellen OpenSource-Produkte, also so genannte freie Software, im Einsatz. Beispiele sind Datenbanken, Webserver oder die komplette Entwicklungsumgebung von eGovernment Stuttgart.
Eine Umstellung der Bürokommunikationssoftware bedarf einer genauen Analyse der Aufwände für Schulungen, Anpassungen von Schnittstellen zu Fachanwendungen sowie für die stadtweite Einführung auf rund 8.000 PC-Arbeitsplätzen. Derzeit liegen MS-Office-2007Lizenzen für den größten Teil der Arbeitsplätze vor, die Umstellung erfolgt Zug um Zug. Erst bei der Lizenzierung einer Folgeversion wird zu prüfen sein, ob ein OpenSource-Produkt eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative wäre.
Für den Bereich der Fachanwendungen stehen Stand heute nur wenige bis keine OpenSource-Lösungen zur Verfügung. Hier dominieren Anbieter, die sich über Jahre neben Entwicklungskompetenzen vor allem Fachwissen angeeignet haben und die zum Teil sehr zeitnah auf rechtliche Änderungen reagieren und diese in ihre Produkte einarbeiten müssen. Diese Fachanwendungen wiederum greifen im Zuge der Erstellung von Bescheiden oder Export von Daten auf die Office-Produkte von Microsoft zu. Schnittstellen zu Lösungen anderer Anbieter existieren meist nicht und müssten seitens der Stadt beauftragt und finanziert werden.
Aus oben genannten Gründen muss die Erwartung eines „gigantischen Sparpotenzials“ relativiert werden. Eine Umstellung wird Schritt für Schritt immer dort erfolgen, wo eine OpenSource-Lösung deutliche wirtschaftliche Vorteile verspricht.

Verweis auf Haushaltsanträge der Gemeinderatsfraktionen: 
715 (SÖS und LINKE)
Verweis auf Gemeinderatsdrucksachen: 
<a href="http://www.domino1.stuttgart.de/web/ksd/KSDRedSystem.nsf/3773c106d8cc9a76c1256ad900302205/4ab270c7158b8045c125796800633f8c?OpenDocument">GRDrs 1135/2011</a>

Kommentare

10 Kommentare lesen

Find ich ebenfalls sehr sinnvoll. Man sollte aber darauf achten, das nicht selber machen zu wollen, mit eigenem Linux-Kernel und so Späßchen, wie z.B. das Auswärtige Amt (http://www.golem.de/1102/81498.html). Stattdessen einfach eine bestehende Linux Distribution mit einem Support Vertrag nehmen. Dann klappt das auch!

Genau, das muss ja nicht zu hoch gestochen sein. Die Stadt bezahlt ja ohnehin ihre Informatiker und für die macht's dann auch keinen Unterschied, aber die Lizenzkosten kann man sich heutzutage wirklich sparen…

Lizenzgebühren pro PC in der Stadtverwaltung, nur für das MS-Office-Paket (Word, Excel, ggf. PowerPoint): geschätzt 120€ / Jahr.
Open Office läuft problemlos auch auf Windowsrechnern und ist auch genauso selbsterklärend. Multipliziert mit der Anzahl der PCs in der Stadtverwaltung. Mindestens 1.000.

Ergibt eine Einsparung von >120.000 €/Jahr.

Wenn noch Linux anstatt Windows als Betriebssystem verwendet werden sollte, wird's noch mehr. Guter Vorschlag.

Sehr gern, aber bitte nur mit wirklich guten Mitarbeiterschulungen und auch so, dass ihnen der Übergang leichter fällt. Der Widerstand der Nutzer ist das größte Problem bei solchen Umstellungen, siehe das Beispiel oben. Zudem müssen Lösungen für spezielle Verwaltungsprogramme her, die bisher nur unter Windows laufen.

Der Open Source Ansatz ist grundsätzlich gut, aber in der Praxis leider kaum realisierbar. Bitte einmal nach München schauen, wo dieses Projekt leider kläglich gescheitert ist.

Das liegt einerseits an der Support- und Wartungsproblematik, leider aber auch an dem Ansatz selbst. Dieser beinhaltet unkalkulierbare Kosten bei bestimmten Szenarien. (Open Office Desaster bei Versionswechsel; keine Abwärtskompatibilität des Dateiformates)

Halte das für ein Gerücht. Benutze seit Jahren Openoffice und hatte noch nie ein Problem.

Natürlich gibts unter Oo kein Visual Basic was gerne mal im Hintergrund von Excel benutzt wird. Aber dieses Problem läßt sich ja im Vorfeld klären und eine schrittweise Umstellung durchführen. Somit müssen auch nicht alle geschult werden. Zudem kann ein User mit Erfahrung seinen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Open Office ist meines Wissens abwärtskompatibel. Wie gesagt, in der Regel scheitert es nur an den Mitarbeitern, weniger an der vorhandenen Infrastruktur.

Wir haben das in unserer Firma mal untersucht. Da es dort und sicher auch in der Stadt sehr viele Anwendungen gibt, die eben nicht in einer Open Source Umgebung funktionieren, ist so ein Projekt nicht gerade billig. Bis sich eine Umstellung auf open source auszahlt, wird sich die gesamte IT Welt soweit entwickelt haben, dass man besser warten sollte und dann mehr aus dem Internet nutzt, also fließend eine Anwendung nach der anderen ablösen.

Natürlich ist die Microsoft-Niederlassung in München ein Intimfeind von OpenSource-Lösungen wie OpenOffice aus eigenem Geschäftsinteresse. Versuche, das Projekt totzureden, waren aber dennoch nicht erfolgreich, in der Wikipedia kann der Stand verfolgt werden. Zwar geht die Migration etwas langsamer als geplant, kommt aber dennoch systematisch voran (knapp die Hälfte der 14000 Arbeitsplätze sind jetzt umgestellt).