Wirtschaftsflüchtlinge coachen

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Soziales
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

212
weniger gut: -126
gut: 212
Meine Stimme: keine
Platz: 
1948
in: 
2015

Wirtschaftsflüchtlinge, die aufgrund von Landes- und Bundesgesetzen abgeschoben werden, könnten vor der Abschiebung so gecoacht werden, dass sie nicht ganz perspektivlos zurückgeführt werden. Mit neuem, ggf. sogar länderspezifischen Wissen haben diese Menschen die Möglichkeit, zu einer gefestigten Wirtschaft vor Ort beizutragen. Das bedeutet u.U. auch, dass weniger Menschen das Trauma einer Flucht durchleben müssen.
Zudem kann, im Namen der Stadt oder von Organisationen, Kontakt zu den Abgeschobenen gehalten werden, sodass diese nicht unentdeckt von örtlichen Regimen verschleppt und inhaftiert werden bzw. das solche Fälle zumindest dokumentiert werden (Asyl erbeten in fremden Ländern gilt oft als Landesverat und wird hart bestraft). So kann ggf. vor Ort das coaching weiter gehen und auch uns Wissen bringen. Für die Zukunft kann dies auch ein Vorteil in punkto Wirtschaftsbeziehungen darstellen.
Nach einer Testphase kann diese Vorgehensweise Schule für die ganze BRD machen.

Es geht hier um die Befähigung der Flüchtlinge, um Wissensvermittlung, um das (länderspezifische) coachen und das Selbsterarbeiten von Handlungsmöglichkeiten. Um Sicherheit und Hoffnung schenken. Dem Abbau von Hass und Radikalismus sowie dem langfristigen Ausbau von Wirtschaftsbeziehungen.
Alles Themen, die mittel- und langfristig positiv auf uns alle zurück fallen und das Problem sukzessiv im Kern bekämpfen.

Ausdrücklich für KommentatorInnen: Hier ist die Abschiebung selbst nicht Thema! Landes- und Bundesgesetze sind hier nicht änderbar. Sinn und Unsinn von Abschiebungen an sich bitte nicht hier diskutieren!

Kommentare

6 Kommentare lesen

Die Intention dieses Vorschlags (Sicherheit und Hoffnung schenken, Hass und Radikalismus abbauen) ist sicherlich ehrenwert, gleichzeitig ist er jedoch (sicherlich unbewusst) auch ein bisschen rassistisch, unterstellt er doch, dass Asylsuchende ungebildet, hasserfüllt und radikal sind. Ich denke, häufig waren Asylsuchende in ihren Herkunftsländern nicht diejenigen, die sich dort als Tagelöhner verdingten, sondern gehörten zur Mittel- und Oberschicht, hatten vielleicht einen Hochschulabschluss, waren vielleicht Ärzte, Lehrer, Ingenieure, Juristen, usw. (Ansonsten hätten sie sich die teilweise horrenden Schlepper"gebühren" wahrscheinlich nicht leisten können). Der Vorschlag ist daher auch etwas überheblich, unterstellt er doch, dass "wir" mehr wissen als "die" und dass wir daher "denen" was beibringen könnten. Was soll mit länderspezifischem Wissen gemeint sein? Bezogen auf die Herkunftsländer? (Da gibt es ziemlich viele...) Wissen "wir" tatsächlich besser wie es dort zugeht und was dort benötigt wird als diejenigen dir von dort kommen?
Das Kontaktieren von Abgeschobenen im Namen der Stadt (mit Briefkopf der Stadtverwaltung?) könnte eben sogar kontraproduktiv sein, wenn sie eine Inhaftierung der Zurückgekehrten in ihren Heimatländern verhindern wollen (Und was hilft es den Verschleppten und Inhaftierten wenn die Fälle dann hier in Stuttgart nicht unentdeckt bleiben und hier zumindest dokumentiert werden?).

Dennoch gebe ich Ihnen insofern recht, dass alle Maßnahmen zu begrüßen sind, die den Dialog zwischen denjenigen, die neu hier ankommen und denjenigen, die schon immer hier waren, fördern, helfen Schranken abzubauen und das Potential der Neuangekommenen nicht verkümmern lassen. Mit den Leuten zu reden, ist immer besser, als über sie zu reden...
Und klar sollten alle Kinder hier (unabhängig von ihrer Herkunft) Zugang zu Schulbildung haben.

Glauben Sie mir, es sind weitaus weniger Ärzte. Lehrer etc. dabei als vielleicht gedacht. Finanziert wird die Flucht oft von der Familie oder anderen Gemeinschaften. Die Hoffnung wird oft auf junge, sog. unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelegt (umF). Und selbst wenn es Ärzte, Lehrer etc. sind, können die keine Unterstützung gebrauchen? Schadet es irgendwann, wenn jemand in Not ist diesen zu unterstützen (sofern er es will)? Ich mache da keine Unterschiede zwischen "gebildet" und "weniger gebildete" Menschen.
Zudem schürrt Ablehung zumindest keine Liebe.
Von daher finde ich den Vorwurf des Rassismus und der Überheblichkeit als etwas kurz gedacht und schade.
Fakt ist doch, dass die Menschen hier etwas suchen, was sie in ihren Herkunftsländern nicht finden- wir können daher erheben was vor liegt und was der/ die Einzelne (bzw. hier zusammen geführte Gruppen) im Kleinen tun kann, um die Situation zu verbessern. Hier vor Ort können die Menschen zusammen gebracht werden (Gemeinschaft macht stark), Synergieeffekte entstehen, Daten können erhoben werden (was klappt?, was nicht?, was machen wir besser?)- und zwar länderspezifisch. ja. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber aller Anfang ist schwer, aber ein Anfang.
Die "Nachsorge" hilft dahingehend, dass der einzelne Fall nicht abgschlossen ist und die Menschen im Falle von Problemen Hoffnung behalten dürfen- wenn Kontakte abbrechen oder bestimmte Codewörter verwendet werden, dann fällt es hier zumindest mal auf. Solche Daten werden nämlich bisher noch gar nicht erhoben- und wo keine Daten, da auch keine Belege, da auch keine Einmischung. Und in diesem Fall ist Einmischung gut. Ja.

Hm, auf jedenfall ein interessanter, bedenkenswerter, Vorschlag, da tu ich mir mit der Entscheidung wirklich schwer. Wenn der letzte Absatz nicht gewesen wäre hätte ich ihn direkt abgelehnt ;-)

Wenn abgeschobene Flüchtlinge "unentdeckt von örtlichen Regimen verschleppt und inhaftiert werden" ist das Kind ja eigentlich schon in den Brunnen gefallen und ein Armutszeugniss für unsere ach so humane Politik. Aber wie Sie ja richtig schreiben ist das keine städtische Sache, und in diesen Fällen von städtischer Seite aus zumindest etwas Nachsorge zu betreiben ist ja keine schlechte Idee.

Wobei ich auch hier sehr desillusioniert bin: Was für Interesse hätte die Stadt bzw. die Ausländerbehörde daran? Rein aus humanitären Gründen sicherlich nicht. Mehr als eine propagandistische Feigenblattaktion grüner Politiker wird das meiner Meinung nach sehr sicher nicht. In folgelosen Sonntagsreden sind gerade der OB und der MP gut, die Realität sieht leider so aus: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/asylbewerber-koennen-leichter-... oder auch http://www.badische-zeitung.de/freiburg/kretschmann-rechtfertigt-abschie...

Was mich an dem Vorschlag noch mehr stört: Es kommt so rüber als ginge es der örtlichen Wirtschaft vorallem Mangels wirtschaftlichen Kenntnissen und Fähigkeiten so schlecht. In der Regel ist es doch gerade unsere (deutsche und europäisch-unionistische) ausbeuterischen bzw. imperialistischen Außen- und Wirtschaftspolitik welche andere Länder in den Ruin treibt, in vielen Fällen noch gepaart mit exorbitanten Waffenexporten (das neben der AK-47 weltweit meistverbreitete Stumgewehr, G3, kommt aus Baden-Württemberg) welche die Staaten noch zusätzlich destabilisieren. Reaktionäre, undemokatische Regime werden gestützt solang sie unseren geostrategischen und wirtschaftspolitischen Zielen entgegenkommen. Die Stadt hat da natürlich nur geringen Einfluss (mal abgesehen von den in Stuttgart ansässigen US-Hauptquartieren EUCOM und AFRICOM von denen aus Drohnenangriffe geflogen werden), trotzdem sollten die Fluchtursachen bei dem Vorschlag nicht derart relativiert werden.

Aber wie gesagt: Die Zielsetzung des Vorschlages, zumindest etwas Nachsorge betreiben zu wollen nachdem "wir" bzw. unsere staatlichen Institutionen Flüchtlinge an Regime ausgeliefert haben find ich, stehe ich auch wenn ich bezüglich der realen Umsetzung und der Begründung sehr skeptisch bin, positiv gegenüber.

Wenn man den Flüchtlingen mit Bildung kommen würde, würden sie möglicherweise sagen, dass der Ausdruck "BRD" allenfalls zu DDR-Zeiten üblich war.

Was bringt es diese Menschen vor der Abschiebung zu schulen, wenn die Strukturen in den Heimatländern gleich bleiben ?
Wer dort zuvor kein Geld oder Einfluß, Beziehungen hatte, wird es durch eine kurze dt. Schule auch nicht leichter haben.

Auch zweifle ich, daß sich jemand, der sicher weiß, daß er bald angeschoben wird, die wenigen Tage in Stuttgart in Ganztagesunterricht zu setzen.

Auch besteht ein Sprachproblem ? In welcher Sprache soll gecoacht werden, da Deutsch wohl nicht so gut, wenn überhaupt, verstanden wird.
Gibt es so viele qualifizierte Personen aus diesen Ländern ?

Ne alte Phrase: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Natürlich ist der Vorschlag noch nicht perfekt, es geht aber hier um eine langfristige, strategische Maßnahme die wachsen muss. Startegisch gesehen besteht durchaus eine gute Chance, dass eine Win- Win- Situation für alle Beteiligten entsteht. Netzwerke wachsen, gesellschaftliche Veränderungen entstehen in kleinen Schritten, eine nicht-planlose, sondern nachhaltige Entwicklungshilfe entsteht.
Motto: Planen, starten, auswerten, verbessern, weiter arbeiten, auswerten, verbessern, weiter arbeiten, auswerten verbessern... und mehr und mehr Vorteile für ALLE Beteiligten entstehen.