Erhöhung der Anreize für Erzieher/innen in einer städtischen Kita zu arbeiten, um den Betreuungsschlüssel decken und Ausfallzeiten ausgleichen zu können.

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Kinder, Jugend, Familie
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

625
weniger gut: -29
gut: 625
Meine Stimme: keine
Platz: 
3
in: 
2011

Da es gar nicht genug Erzieher gibt, die unter den momentanen Voraussetzungen (zu geringer Lohn, hohe Lebenshaltungskosten in der Stadt, höhere Anforderungen durch das Einstein-Konzept und so weiter) hier arbeiten wollen, fehlt in Stuttgart momentan in fast jeder Einrichtung das Personal, weil die Stellen nicht besetzt werden können. Darunter leidet die Betreuungsqualität enorm und die Erzieher sind viel zu oft am Limit ihrer Kräfte - was eine gute Betreuung und Förderung unserer Kinder oft einfach unmöglich macht. Daher fordern wir die Stadt Stuttgart auf, die Anreize in einer städtischen Kita zu arbeiten für ErzieherInnen spürbar zu erhöhen, um den bis jetzt festgelegten Betreuungsschlüssel überhaupt decken zu können, bzw. ihn auszubauen - um auch bei Krankheit/ Urlaub/ Fortbildung die Ausfallzeiten decken zu können.

Gemeinderat prüft: 
ja
Stellungnahmen und Beschlüsse
Umsetzung: 

Der Gemeinderat hat am 6.12.2012 die Eingruppierung der Springkräfte nach VerGr. S8 beschlossen und damit die Einkommenssituation für diese besonders belasteten Funktionsstellen verbessert.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Der Gemeinderat hat im Doppelhaushalt 2012/2013 pro Jahr 2,4 Mio. € für Personalgewinnungs- und Personalerhaltungsmaßnahmen bewilligt. Dabei liegt ein Schwerpunkt darin, die Personalsituation in Stuttgarter Kindertageseinrichtungen zu verbessern. Darüber hinaus wurde der gesetzliche Mindestpersonalschlüssel in Kindertageseinrichtungen erhöht. In den Jahren 2012 und 2013 gibt die Stadt für zusätzliche Betreuungskräfte in städtischen Einrichtungen sowie in Einrichtungen freier Träger insgesamt 26 Mio. € mehr aus.
Gemeinderat hat zugestimmt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Die Träger der Tageseinrichtungen für Kinder bemessen die Personalausstattung im Wesentlichen auf der Grundlage der Vorgaben der Betriebserlaubnis durch den Kommunalverband Jugend und Soziales sowie der Kindertagesstättenverordnung des Landes für Einrichtung mit Angeboten an 3-bis 6-jährige Kinder.
In der GRDrs 482/2011 ist dargestellt, dass durch die neue Landesregelung ab 2013 für den städtischen Träger und die freien Träger jährlich insgesamt 16,3 Mio. Euro in zusätzliches Personal investiert werden soll. Damit wird die Personalausstattung allein beim städt. Träger um 113,65 Stellen gegenüber bisher aufgestockt. Ein Teil der Stellen wird für die Verbesserung von Ausfallzeiten verwendet.
Zusätzlich ist geplant, den Stellenschlüssel bei den freien Trägern um denselben Anteil für Leitungsfreistellungen anzuheben, wie dies beim städtischen Träger üblich ist.
Weiter ist beabsichtigt, die Förderung der Kindertageseinrichtungen der freien Träger, zu denen auch die Kirchen gehören, ab 2012 maßgeblich an den tatsächlich entstandenen Personalkosten zu orientieren. Die Verwaltung plant, dem Gemeinderat eine entsprechende Vorlage im Oktober zur Beschlussfassung vorzulegen.
Eine völlige Gleichstellung der Förderung zwischen den kirchlichen und den so genannten Sonstigen Träger ist nicht geboten, da gemäß § 74 (3) SGB VIII bei der Bemessung der „ … Eigenleistung die unterschiedliche Finanzkraft und die sonstigen Verhältnisse zu berücksichtigen…“ sind. Da die Sonstigen Träger über keine Zusatzfinanzierung (z.B. Kirchensteuermittel) verfügen, und nach den vorgesehenen neuen Fördergrundsätzen die Höhe aus Elterneinnahmen begrenzt werden soll, ist auch weiterhin eine unterschiedliche Förderung geboten.
Bisher gelten für alle Einrichtungen die gleichen Personalausstattungsgrundsätze. Unterschiede ergeben sich aus der Anzahl der Gruppen, der Angebotsform und -dauer. In einigen Einrichtungen ist die Anzahl der Kinder aus belastenden Lebenssituationen extrem hoch. In der GRDrs 399/2011, Ziffer 2.5 ist dargestellt, dass diese Einrichtungen eine höhere Leistung zu erbringen haben und sich Zentren für Kinder und Familien entwickeln sollten. Die notwendigen Mittel zur Umsetzung solcher Zentren sind ebenfalls in dieser Vorlage dargestellt und belaufen sich auf durchschnittlich rd. 77.000 Euro je Standort.

Verweis auf Haushaltsanträge der Gemeinderatsfraktionen: 
400 (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), 435 (CDU) 565 (SPD), 704 (SÖS und LINKE)

Kommentare

16 Kommentare lesen

Den Vorschlag finde ich nicht gut. Ich selbst habe bei meinen Kindern nicht sonderlich motivierte Erzieherinnen erlebt und finde dafür verdienen diese sehr gut (im Vergleich zu Jobs in der Industrie).

Liebe Diane, ich möchte davon absehen meine Kinder mit Industrie jeglicher Art zu verleichen. Ausserdem möchte ich darauf hinweisen, das es nach dem momentan geltenden Tarifvertrag nahezu unmöglich ist, mit diesem Gehalt als Alleinverdiener in einer Großstadt wie Stuttgart eine Familie zu ernähren. Hinzu kommt, dass die Überlastung durch Unterbesetzung sehr oft einen Dauerzustand darstelllt und keine temporäre Zusatzbelastung.

Ich kann rasanti nur uneingeschränkt zustimmen! Wenn eine Stadt mit so hohen Lebenshaltungskosten wie Stuttgart auf Dauer qualitätsvolle Kinderbetreuung gewährleisten will, müssen dringendst viel bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Die fachliche Qualität und die Anforderungen an die Erzieherinnen sind eine der höchsten in ganz Deutschland.
Das muss sich endlich auch in der Bezahlung niederschlagen. Die Stadt Stuttgart hat die Möglichkeit durch einen eigenen Tarifvertrag den Erzieherinnen mehr Gehalt zu zahlen.

Hinzu kommt die zusätzliche gesundheitliche Belastung. Wenn im Winter die Hälfte der Kinder Erkältungskrankheiten verbreitet, müssen die Erzieher eine Menge abkönnen. Alleine das sollte sich in einer fairen Bezahlung niederschlagen.

Siehe auch Vorschlag Nr. 449. Ich kann den Kommentar von Diane nicht nachvollziehen. Ich habe bisher immer sehr engagierte Erzieherinnen erlebt! Es geht im Kern um 2 Dinge:
1. Angemessene Bezahlung für einen verantwortungsvollen Knochenjob (Es geht auch um die Bildung der Kinder!);
2. Wettbewerb mit anderen Kommunen: Stuttgart ist im Vergleich zum Umland nicht attraktiv (Mehr Aufwand durch Einsteinkonzept, teure Lebenshaltung - bei gleichem Geld). Um die Lücke zu schließen müssen Anreize geschaffen werden!

Wenn in Einzelfällen die Motivation niedrig ist - woher soll die auch kommen bei dem Dauerstress?
Bessere Vergütung (wie auch immer ) --> mehr Einsatz (da die ErzieherInnen ja mehr "zu verlieren" haben, aber auch weil ihre Arbeit besser anerkannt wird). Das gilt jetzt für die 'schwarzen Schafe', denn das Engagement ist vielerortens hoch!
Ohne eine Verbesserung wird Stuttgart seine Deckung der frühkindlichen Betreuung auch nicht erreichen können.

Das ist ein sehr wichtiges Thema. Oft sind die Kinder sich selber überlassen, wenn es Personalmangel vor allem aus Krankheit gibt. Die "arme" Erzieherin, die dann für 2 Kinder-Gruppen zuständig ist, ist völlig überfordert. Wie sollen da die Kinder etwas (vor allem die Sprache) lernen?

Ich finde auch, dass es zu wenig Erzieher/in gibt. Nach Einstein muss man die Kinder beobachten und Notiz nehmen, um in den Ordner zu tun, da muss man sich dann nur auf das eine Kind konzentrieren. Und die Erzieher gehen mal auch zum Fortbildung, da man sich weiterbilden muss, um auf dem neuesten Stand zu sein, da kann mal auch ein Erzieher/in fehlen. Kein Wunder, wenn die Erzieher/in krank werden, wenn Sie zu wenig sind und viele Kinder zu betreuen müssen.

Wenn jemand meint, dass es ein leichter Job ist, auf Kinder aufzupassen, dann sollte er mal ein Tag in eine Einrichtung gehen mit wenig Personal und vielen Kindern und sehen, wie schwer es ist. Wenn es wenig Erzieher/in gibt, können die Kinder sich nicht entwickeln, wie sie sein sollen. Vor allem ist es auch bei den Neulingen in der Eingewöhnungszeit sehr wichtig, dass die Kinder sich wohl fühlen, wenn es wenig Erzieher/in gibt, kann das nicht gut gehen. Zum Beispiel: Das eine Kind weint, dass die Mutter oder Vater weg ist, das andere muss mal, das andere weint, weil es runter gefallen ist, das andere hat Durst, das andere muss ich umziehen, da es sich nass gemacht hat und die anderen Kinder muss man auch im Blick haben.

Man kann nicht von den Erzieher/in erwarten, was man selber bei einem Kind nicht selber machen kann. Wer kann schon fünfmal die Woche die Arbeit von den Erzieher/innen machen. Ich selber nicht! Mir fällt es schon schwer, mit meinen 3 Kindern. Aus meiner Hinsicht müsste es mehr Erzieher/in geben, um bei - wie im Text genannt - Krankheit, Urlaub oder Fortbildung die Ausfallzeiten decken zu können und unser Kinder sich wohl fühlen. Es ist sowohl für die Erzieher/innen als auch für die Kinder wichtig, das da was gemacht wird.

Über Sinn oder Unsinn von "Einstein im Kindergarten" kann man sicher streiten, aber nicht darüber, ob eine Tätigkeit entsprechend honoriert werden muss. Erzieherinnen sind wichtige Partner in der Entwicklung unserer Kinder, erst recht wenn immer mehr Familien darauf angewiesen sind, dass beide Elternteile verdienen. Ich sehe auch eine Aufwertung des Erzieherinnenberufs als längst überfällig.

Dem Vorschlag kann man nur zustimmen, Kaffeemaschine und Stühle für Erwachsene aus der KITA weg sind.
Als meine Kinder in einer städtischen KITA waren sah man die "Erzieherin" immer mit einer Kaffeetasse in der Hand und auf dem Stuhl sitzen, anstatt sich um die Kinder zu kümmern.

Das Erzieherteam in unserer Kita ist sehr engagiert und leistet eine tolle pädagogische Arbeit. Ohne weiteres Personal ist das auf Dauer vermutlich nicht möglich. In der Kita wird neben der Erziehung durch die Eltern ein wichtiger Grundstock für die Bildung und Förderung unserer Kinder gelegt. Der Beruf des Erziehers ist daher sehr wichtig und muss in der Gesellschaft mehr wertgeschätzt werden. Dies ist u. a. durch eine Verbesserung der Bezahlung und der Arbeitsbedingungen möglich.

Mit einem höheren Gehalt würden evtl. auch mehr Männer als potentielle Erzieher in Frage kommen. Wie viel Kinder leben mit ihren alleinerziehenden Müttern zusammen und haben nur weibliche Erzieherinnen. Der Kontakt zu Männern, als Personen die den Kindern etwas beibringen kann, fehlt einen grossen Teil der Kinder heutzutage völlig.

Ich schließe mich Dir, liebe Stefanie, an. Mit dem Gehalt ist es unmöglich, eine Familie zu ernähren, somit besteht kaum Anreiz für junge Männer, diesen wunderbaren Beruf zu erlernen und auszuüben.
Nur weil mein Mann auch berufstätig ist und Geld verdient, kann ich diesen Beruf, meine Berufung leben.
Es wäre schön, wenn die oft anstrengende, so wichtige und verantwortungsvolle Arbeit an unseren Kindern auch entsprechend honoriert würde. Deshalb stimme ich dem Vorschlag voll und ganz zu.

Ich bin stellvertretende EB-Vorsitzende in der TE Ludwigstraße in Stuttgart-West. Seit Monaten schon sind unsere Erzieherinnen in der Organisationseinheit 1 am Limit ihrer Kräfte, weil von 9 Stellen schon seit Januar 3 Stellen unbesetzt sind.
Diese können erst und auch nur teilweise zum neuen Kindergartenjahr nachbesetzt werden.
In unserer Kita sind z. B. Ausflüge für die meisten Kinder der OE 1 komplett ausgefallen, weil nicht genug Personal da war, um die Kinder zu begleiten. Ebenso kann das Einstein-Konzept nur minimal umgesetzt werden, weil einfach keine Zeit für ausführliche Beobachtungen geschweige denn Dokumentation vorhanden ist.

Aus diesem Grund schließe ich mich dem Vorschlag vollständig an.

ich kann dem Vorschlag leider nur bedingt zustimmen. Es stimmt, das Leben ist in Stuttgart teurer als im Umland. Dafür ist aber der Durchschnittsverdienst auch höher. Dennoch sollten die Erzieher mehr Gehalt bekommen. Denn mehr Leistung für das gleiche Geld (Einstein, etc.) möchte niemand in seinem Job bringen. Das Erzieherdefizit hängt aber meines Erachtens nicht unbedingt damit zusammen, dass zu wenig bezahlt wird, als vielmehr im generellen Bürokratismus der städtischen Einrichtungen. Da kann z.B. eine Betreuerin "nur" in der Krippengruppe arbeiten, weil sie als Ausbildungsberuf Kinderpflegerin mit erzieherischer Tätigkeit erlernt hat und hat so gut wie keine Aufstiegsmöglichkeiten durch einen Wechsel in eine Kita-Gruppe, da dort ein anderes Ausbildungsprofil verlangt wird. Was ist mir als Mutter aber lieber? Eine Kinderpflegerin oder jemand, die diese Arbeit als Berufung sieht und sich mit Kindern jeder Altersstufe abgibt, oder eine gelernte bzw. studierte Erzieherin, die ihren Job nur abreißt, bis sie selbst endlich Kinder bekommt? Ich denke, es wird auch Quereinsteigern durch unendliche Hürden fast unmöglich gemacht, mit Kindern zu arbeiten. Der Bürokratismus ist meines Erachtens das generelle Problem. Eine Kita-Leitung, die nicht mal für ihre eigene Kita Spendenbelege unterschreiben darf - was ist das denn??? Oder für jedes Projekt benötigt man -zig Unterschriften. Unsere Kita hat vor 1 Jahr (!) eine Schaukel genehmigt bekommen. Die ist bis heute noch nicht da. Da fehlt noch eine Unterschrift, die die Gelder für die Schaukel genehmigt. Da fehlen mir echt die Worte. Mal ehrlich: möchten Sie in einem Unternehmen arbeiten, in dem der Amtsschimmel so offensichtlich täglich wiehert? Ich nicht...