In Stuttgarter wird seit Jahrzehnten die klassische Musik (Oper) und das Ballett bevorzugt behandelt. Millionenbeträge fließen in die Oper des Jahres, das Staatsorchester und vielleicht noch an Herrn Gauthier auf dem Pragsattel.
Will man jedoch ein gutes Rock- oder Blueskonzert besuchen, muss man weit ins Umland fahren. Schon als Jugendlicher musste ich mich von meinem Vater nach Sindelfingen oder Böblingen fahren lassen, wenn Rainbow oder Dire Straits spielten. Daran hat sich bis heute wenig geändert. Richie Blackmore, einer der größten Rockgitarristen der Welt spielte im Sommer nicht etwa in Stuttgart, sondern in Bietigheim! David Gilmour musste im Rahmen eines Jazzfestivals in Stuttgart auftreten (er selbst hat sich darüber sehr gewundert).
Für interessante Konzerte fahre ich heutzutage nach Esslingen, Schorndorf oder Winterbach. Natürlich gibt es inzwischen auch die Schleyerhalle. Aber wer will denn ein Konzert im Stehen in einer Turnhalle erleben? Ich bin inzwischen auch schon über 50 und würde viel lieber auf einem gemütlichen Sessel in angenehmer Atmosphäre ein Konzert genießen und in der Pause an der Bar einen Sekt mit meiner Frau trinken. Diese Art des Kunstgenusses ist aber einer kleinen , wohlhabenden Minderheit in Stuttgart vorbehalten, die in der Regel über 70 Jahre alt ist. Die erwerbstätige Mehrheit sind aber Leute aus den 1950er und 1960er Jahrgängen, wie ich, und wir lieben nun mal Rockmusik und nicht Wagner!
Mein Vorschlag ist deshalb der Neubau einer Konzerthalle speziell für Rock- , Blues und Jazzkonzerte, gewissermaßen die Elbphilharmonie des Rock´n Roll am Neckar. Sie sollte auf die klanglichen Besonderheiten elektrisch verstärkter Musik ausgelegt sein und auch die Bedürfnisse der Zuhörerschaft berücksichtigen. Außerdem muss ein kompetentes Bookingbüro dafür sorgen, dass regelmäßig die großen Nummern des Genres in Stuttgart haltmachen und eben nicht am Kessel vorbeifahren.