Kulturförderung demokratisieren

|
Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
|
Thema: 
Kultur
|
Wirkung: 
kostenneutral

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

175
weniger gut: -235
gut: 175
Meine Stimme: keine
Platz: 
2229
in: 
2017

Die Auswahl der von der Stadt Stuttgart geförderten kulturellen Zwecke (Museen, Theater, Festivals, ...) erfolgt durch den Gemeinderat. Besser wäre es, das Budget hierfür mittels eines "Kultur-Guthabens" auf alle Bürger gleich zu verteilen. Die Bürger können dann durch ihren Besuch selbst entscheiden, welche Kultur sie für förderwürdig halten, und welche nicht. Über das "Kultur-Guthaben" sollten zum Beispiel auch Kinobesuche und Musicals besucht werden können, die derzeit im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen nicht gefördert werden. Das Angebot der kulturellen Institutionen würde sich dadurch stärker an den Interessen des Publikums orientieren.

Kommentare

7 Kommentare lesen

Kinobesuche und "Musicals" würde ich auf jeden Fall ausschließen, denn dies sind "kulturelle" Veranstaltungen eines kommerziellen Anbieters und haben letztendlich wirtschaftliche Interessen und nichts mit öffentlich geförderter Kultur oder einem Bildungsauftrag zu tun. Im Gegenteil - würde man nach den Besucherzahlen gehen, hätten wir in Stuttgart wahrscheinlich ein Kulturprogramm auf SAT1 oder RTL-Niveau. Und darauf können wir wohl alle verzichten!

"Die Bürger können dann durch ihren Besuch selbst entscheiden, welche Kultur sie für förderwürdig halten, und welche nicht."
Wie entsteht die Meinungsbildung ? Die Marktmacht der kommerziellen Konzerne im, Unterhaltungsbereich ist überall. Ein gefährlicher Weg, den sie da vorschlagen.

Das Bild, dass die Markmacht kommerzieller Konzerne das niedere Volk daran hindert, sich selbst eine Meinung zu bilden und man das Denken darum lieber den weisen Politikerinnen und Politikern überlässt, finde ich persönlich viel gefährlicher.
Auch kommerzielle Anbieter in das Angebot mit einzubeziehen, geht mir persönlich aber auch ein Bisschen weit. Angebote zu fördern, die die Förderung eigentlich gar nicht nötig haben, wäre keine besonders effiziente Verwendung von Steuergeldern. Vielleicht könnte man das Gutaben auf Einrichtungen beschränken, die als gemeinnnützig anerkannt sind. Dann wäre es eine bedenkenswerte Sache.
Grundsätzlich finde ich es unschön, dass der Staat Einrichtungen direkt fördert. Damit trifft er, zumindest indirekt, eine inhaltliche Auswahl was "gute", förderungswürdige Kultur ist und was nicht. Das ist noch keine Zensur, steht aber durchaus in einem gewissen Widerspruch zur Freiheit der Kunst.

Wer sowas vorschlägt, hat vermutlich noch nie in einem Theater gesessen, geschweige denn gearbeitet.

Darüber hinaus schließe ich mich meinen Vorrednern an - dies würde unweigerlich zum Ende von Kunst und Kultur führen, wie wir sie heute kennen.

Kunst lebt eben nicht davon, daß sie das tut, was der breiten Masse gefällt.

Ob der Vorschlag von Spark123 praktikabel ist, habe ich mir nicht überlegt. Wenn ich mir aber überlege, was uns heute alles auf Kosten der öffentlichen Hand in Theatern oder in Opern u.a. als "Kunst" geboten wird, wäre es vermutlich angebracht, jene zahlen zu lassen, die dies wirklich sehen wollen, nicht alle anderen Bürger auch, die aus Protest oder weil sie sich solche Vorführungen nicht antun lassen wollen, fernbleiben. Dies würde bedeuten, dass die öffentliche Förderung weitgehend eingeschränkt wird. Wenn deshalb manche "Produktionen" wegfielen, wäre das ein Zeichen dafür, dass diese Kunst keinen Zweck mehr für die Bürgerschaft erfüllt, sondern nur um sich oder einige wenige Liebhaber solcher Kreationen kreist.

Was heißt eigentlich "kommerzielle Kunst"? Ist dies Kunst oder Kultur, für die eine breite Öffentlichkeit bereit ist, evtl. Geld auszugeben?
Ist Mozart, Shakespeare, James Turrell, Gerhard Richter kommerzielle Kunst?
Wenn es so ist, dann sollte vor allem kommerzielle Kunst gefördert werden.
Wenn mainsteam bedeutet, dass eine möglichst breite Mehrheit von Kulturinteressierten, sich darüber einig ist, was Kunst ist oder nicht, dann sollte dieser mainstream auch die Richtung vorgeben, was gefördert werden soll.
Leider vermitteln viele Kultureinrichtungen, den Eindruck, dass die Bevölkerung nicht selbst entscheiden kann, was Kunst ist oder nicht. Das Volk ist blöd und deshalb soll es nicht entscheiden. Es werden Schreckensszenarien von Helene Fischer, dem röhrenden Hirsch und der Untergang des Abendlandes heraufbeschworen, wenn man "die Öffentlichkeit" darüber entscheiden lassen würde, was Kunst und Kultur ist.
Ich persönlich mache mir diesbezüglich keine Sorgen. Ich denke, dass die "kunstinteressierte Bürger" sehr gut selbst entscheiden können, was gut und weniger gut ist. Ich glaube und vertraue auf die Schwarmintelligenz.
Ich möchte auf keinen Fall eine "Diktatur der Kunst" und fordere mehr Demokratie.
Das Kulturangebot und die Kulturförderung, sollte auch die Nachfrage wiederspiegeln. Wenn sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung für eine bestimmte Kunstgattung, oder für einen Künstler interessiert, sollte sich dies auch den entsprechenden öffentlichen Räumen wiederspiegeln.

Wer denkt, dass die Kunst frei von Klüngelei ist, kennt sich nicht aus. Genau wie in der Wirtschaft geht es auch um Eigeninteressen.
Kunstinstitutionen verhalten sich da nicht anders wie Wirtschaftsverbände.
Die Politiker tun gut daran, nicht zu vergessen, wessen Interessen sie eigentlich vertreten sollen.
Das Gemeinwohl sollte immer im Vordergrund stehen.

Wenn das Gemeinwohl im Vordergrund stehen soll, dann kann das nur Vielfalt bedeuten. Und eine Vielfalt ist nur durch gezielte Förderung kultureller Einrichtungen erreichbar, die nicht dem Mainstream folgen. Würde man in Stuttgart die Bürger über die Kunst abstimmen lassen, so hätten wir nur noch etwa 50 verschiedene Mundart-Theater, Musicals, Schlager-, Pop- und sonstige Tribute-To-Konzerte. Klassische Konzerte, Jazzkonzerte gäbe es ebenso wenig wie Ballet und Museen. Das Theaterhaus, Merlin, Atelier am Bollwerk, die meisten kleinen Theaterhäuser und ähnliche Alternativkunst-Einrichtungen müssten schließen. Mit anderen Worten, die Kunst wäre das, was man bei RTL sehen kann.