Das 150-jährige Jubiläum der Reichsgründung von 1871 ist ein geeigneter Anlass, das völlig unzeitgemäße Denkmal von Kaiser Wilhelm I. in eine demokratische Zivilgesellschaft zu transformieren. In seiner jetzigen Form verharmlost, ja verherrlicht das Denkmal preußischen Militarismus und Großspurigkeit. Ein Abriss kommt nicht in Frage, zu viel wurde schon in Stuttgart einfach abgerissen. Die Treppenstufen sind ja auch ein urbaner Treffpunkt vor allem im Sommer.
In Bozen wurden faschistische Bauten und Denkmäler "historisiert", d. h. durch Kommentare erklärt und relativiert. Vorschlag für das Kaiser-Wilhelm-Denkmal: Vor dem Reichsadler große Informationstafel aus Plexiglas, auf der neben den Lebensdaten des Kaisers auch darauf hingewiesen wird, dass er in Preußen wesentlich für die Niederschlagung der demokratischen Bewegung 1848/49 verantwortlich war und dass die Reichsgründung 1871 ohne Beteiligung der Parlamente oder gar der Bevölkerung stattfand. Vor den beiden Obelisken mit der Liste der Schlachten aus dem "70er Krieg" ebenfalls Plexiglasplatten, die abwechselnd die Aufschrift "Es lebe die deutsch-französische Freundschaft" und "Vive l'amitié franco-allemande" tragen.
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