Die Stadt Stuttgart soll sich ihrer Vergangenheit stellen.
In Stuttgart existiert bis heute kein Ort des Gedenkens und der Information an die „Euthanasie“-Verbrechen, und dies obwohl es an authentischen „Tatorten“ in der Landeshauptstadt nicht mangelt. Das hat nicht zuletzt die „Spur der Erinnerung“ im Jahr 2009 deutlich gemacht, die per Farbspur die Beziehung zwischen der Vernichtungsanstalt Grafeneck und dem mit der Berliner Mordzentrale bestens kooperierenden Württembergischen Innenministerium aufzeigte. Kein Denkmal und keine Informationstafel erinnert daran, dass die „Verlegungen“ der württembergischen Patienten nach Grafeneck hier am Karlsplatz mit geplant und vom Ministerium auch angeordnet wurden. Auch nach dem reichsweiten Stopp der „Aktion T4“ im August 1941 wurden hier weiter Euthanasie-Verbrechen organisiert. In Stuttgart sind konkret drei Stellen herauszustellen, die an der Kinder-„Euthanasie“ in den Jahren 1939 –1945 beteiligt waren:
Das städtische Gesundheitsamt, das behinderte Neugeborene und Kinder an den Berliner „Reichsausschuss“ zur Selektion meldete. Ebenso das württembergische Innenministerium, das alle Fälle behinderter Kinder von den württembergischen Gesundheitsämtern gemeldet bekam und die Meldungen nach Berlin weiterleitete. Die dritte Stelle in Verbindung mit NS-Medizinverbrechen ist die „Städtische Kinderklinik“ in der Türlenstraße in der zwischen 1943 und 1945 eine der ca. 30 „Kinderfachabteilungen“ existierte, in denen auf Anweisung des Berliner Reichsausschusses „Behandlungen“ vollzogen wurden. Neue Forschungen legen nahe, dass von den 500 Todesfällen die sich in dem Zeitraum im Städtischen Kinderkrankenhaus ereigneten ca. 50 dem Tatkomplex der Kindereuthanasie zuordnen lassen.
Da derzeit das Klinikum Stuttgart räumlich neu strukturiert wird, halten wir den Zeitpunkt für die Planung und Realisierung einer angemessenen Gedenkform an die Opfer der NS-Medizinverbrechen für dringend geboten.
AK "Euthanasie" Stuttgarter Stolpersteine
Ein Zeichen der Erinnerung an die NS-“Kinderfachabteilung“ Stuttgart
Platz:
1113
in:
2013
Gemeinderat prüft:
nein
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