Verbesserung der Betreuung von Pflegeeltern in der Vollzeitpflege

|
Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
|
Thema: 
Kinder, Jugend, Familie
|
Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

338
weniger gut: -76
gut: 338
Meine Stimme: keine
Platz: 
769
in: 
2015

In Stuttgart müssen rund 100 Kinder im Jahr zu Ihrem Schutz durch das Jugendamt aus ihrer Familie genommen werden. Viele dieser Kinder können nach Klärung der Rechtslage dauerhaft in sozial engagierten und liebevollen Pflegefamilien aufwachsen und müssen nicht in speziellen Einrichtungen untergebracht werden. 2014 waren in Stuttgart 272 Kinder in Pflegefamilien und 51 Kinder in Bereitschaftspflege. Für die Pflegefamilien und die Pflegekinder bringt dies eine enorme emotionale Belastung, bedingt durch die Vergangenheitsbewältigung, laufende Umgangskontakte sowie unvorhersehbare Gerichtsverfahren. Während für die Herkunftsfamilien und für die Kinder selbst Beratungs- und Betreuungsangebote zur Verfügung stehen (auch wenn Angebote und Kapazitäten nicht ausreichen), ist dies in der Praxis für Pflegefamilien unzureichend. Daher soll die personelle Ausstattung des Jugendamtes erhöht werden, um eine bessere Betreuung der Belange der Pflegeeltern zu gewährleisten. Dies ist deshalb zwingend erforderlich, da Pflegeeltern im Übrigen kaum eigene Rechte zustehen.

Kommentare

18 Kommentare lesen

Insbesondere bei den Kosten für Gerichtsverfahren sollte die Stadt die Pflegeeltern sicherlich unterstützen.

Aus nächster Nähe sind wir als Bereitschaftspflegefamilie momentan persönlich betroffen. Dabei erleben wir die emotianale Situation der Pflegeeltern und unseres ehemaligen Pflegekindes. Wie spüren hier eine große Unmacht, u.a. da uns Kräfte, Mittel, Handwekzeug und Kapazitäten zum Helfen auf emotionaler un psychologischer Ebene fehlen. Dies kann nur sozial-pädagogisches Fachpersonal leisten. Eine derartige Aufstockung im Jugendamt halte ich deshalb für sehr sinnvoll.

Pflegefamilien leisten einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft. Und darüber hinaus sparen sie dem Staat viel Geld, da die Kinder - gäbe es Pflegefamilien nicht - in Einrichtungen untergebracht werden müssen.
Dass sie in ihrer sozial bedeutsamen Situation so wenig Unterstützung erhalten seitens des Jugendamtes bekommen können (da es dort keine Kapazitäten gibt) ist ein Missstand, der dringend aufgehoben werden sollte.

Wer sich mit dem Thema Pflegfamilie näher beschäftigt, weiß mit welchen erheblichen körperlichen oder seelischen Verletzungen Kinder, die aus ihren Herkunftsfamilien genommen werden müssen, häufig leben müssen. In einer Pflegefamilie aufzuwachsen, ist für diese Kinder das beste, was ihnen passieren kann. Leider berichten die Medien kaum darüber, wie der Alltag in verantwortungs- und liebevollen Pflegefamilien aussieht, sondern konzentrieren sich auf extreme Ausnahmefälle, bei denen etwas schief gelaufen wird. Pflegeeltern den Rücken zu stärken, halte ich für absolut sinnvoll.

Bis Kinder in Pflegefamilien kommen muss in Stuttgart sehr viel passiert sein. Wenige Kinder erhalten, die Chance aus Verhältnissen herausgenommen zu werden, die in anderen Landkreisen längst als Kindeswohlgefährdung eingestuft würden. Dann noch in eine Pflegefamilie zu kommen und nicht in eine Wohngruppe eines HzE Trägers, der dem Stadtteil zugeordnet ist, ist für die Kinder ein große Chance. Nur diese Kinder sind traumatisiert, in vielen Entwicklungsbereichen nicht auf einem altersgemäßen Stand , den Weg ins Leben zu finden wird schwierig sein auf Dauer. Pflegeeltern brauchen Anerkennung für ihre Arbeit mit diesen Kindern und sie brauchen durchgängig Unterstützung. Sie allein zu lassen, in Krisen keine Zeit zu haben oder gar schnell die Herausnahme der Kinder zu überlegen ist unverantwortlich den Kindern und vor allem auch den Pflegeeltern gegenüber. Die Chancen einer Pflegefamilie liegen in der Entstehung neuer Bindungserfahrungen. Genau hierin liegt auch die Gefahr an Grenzerfahrungen zu kommen. Der Pflegekinderdienst braucht eindeutig mehr Stellenprozente um die Arbeit gut leisten
zu können.

Es wird Zeit, dass sich hier endlich mehr Geld investiert wird! Als Pflegeeltern haben wir viele Pflichten und keine Rechte - das ist im Sinne der Kinder unverantwortlich, da es schließlich um das Kindeswohl geht und auch soziale Elternschaft eine Lobby in der Gesellschaft braucht. Anordnungen des Gerichtes sind vom Jugendamt nur schwer umzusetzten, weil der Stellenschlüssel des Amtes schichtweg nicht ausreicht.

Informierte und damit souveräne Pflegeeltern vermitteln Sicherheit an das Kind.
Gleichzeitig geben sie den beteiligten Entscheidern (Jugendamt / Justiz) Argumente aus dem familiären Alltag mit dem Kind um so eine Beurteilung des Kindeswohls im Sinne des Kindes vornehmen zu können.

Ich unterstütze das Vorhaben, da Pflegeeltern bislang bislang vom Jugendamt nur spärlich betreut werden.

Das Wohl der seelisch verletzten Pflegekinder sollte im Fokus stehen und da deren Lebensmittelpunkt die Pflegefamilie ist, muss genau dort die Unterstützung ansetzen.

Ja, dies stimmt. Das Jugendamt ist sehr hilfreich, jedoch auch sehr unterbesetzt. Hier gehört dringend nachgebessert.

Dem kann ich nur zustimmen. Die Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes erlebe ich als sehr engagiert und erlebe dennoch immer wieder, dass sie sich nicht ausreichend kümmern können, da sie personell zahlenmäßig zu schwach besetzt sind.

Die personelle Ausstattung des Jugendamtes muß verbessert werden. Pflegeltern brauchen dringend Unterstützung und dürfen sich nicht selbst überlassen bleiben. Das Wohl seelisch und/oder körperlich misshandelter Kinder sollte im Vordergrund stehen im Bezug auf die Pflegeelternschaft. Daher brauchen engagierte Pflegeeltern eine umfassende Begleitung durch entsprechende Fachkräfte des Jugendamtes.

Einige Jahre haben wir in Bereitschaftspflege Kinder unter 6 Jahren betreut. Wir haben uns stark engagiert und hierbei auch Grenzen erfahren. Grenzen der eigenen Belastung, Grenzen der Betreuung durch das Jugendamt, Grenzen der Wirksamkeit bei den Kindern und natürlich auch Grenzen in den wechselseitigen Beziehungen. Schulungen, ein verbesserter Betreuungsschlüssel, permanente Verfügbarkeit - all das gibt es nicht umsonst, und hier sollte investiert werden, denn hier werden Weichen gestellt, die allerersten Weichen. Es gibt auch im späteren Leben der Kinder immer wieder Weichenstellungen - doch hier, ganz am Anfang, hier kann mit geringem Aufwand bezogen auf den Nutzen und den Kosten bei späten Weichenstellungen enorm viel bewegt und verbessert werden. Hier zu investieren bietet allerbeste Wirksamkeit - oder um es wirtschaftlich zu formulieren - hier zu investieren bietet optimale Rendite.

Als Pflegefamilie bekommen wir den Engpass des Jugendamtes direkt zu spüren!!!

Stimme argumentation 100% zu. Hier werden Helfer bisher wirklich im Stich gelassen. Das Jugendamt tut sein Möglichstes, aber die personelle und finanzielle Ausstattung läßt nicht allzu viel zu. Dabei ist die Kommune auf die vielen Pflegeeltern angewiesen und darauf, dass diese nicht irgendwann"das Handtuch werfen". Kosten einer Heimunterbringung der Kinder ist viel teurer, ganz abgesehen von den Folgen für die ohnehin traumatisierten Kinder.

Je besser Pflegeeltern unterstützt werden, desto besser geht es auch den Pflegekindern, die viel Zuwendung brauchen und auch Sicherheit in ihrer Situation. Es könnten dann vielleicht auch noch mehr Menschen dazu bewegt werden, Pflegekinder aufzunehmen. In Stuttgart soll die Quote der Heimunterbringung relativ hoch sein im Vergleich zu anderen Städten, vielleicht auch eine Folge des verbesserungsbedürftigen Betreuungsschlüssels Jugendamt/Pflegeeltern.

Wir sind als Pflegeeltern selbst betroffen und benötigen ebenfalls viel Unterstützung. Es wird Zeit, dass sich auch die Politik mit dem Thema stärker beschäftigt. Heißt es nicht immer unsere Kinder sind unsere Zukunft. Dann sollte man auch etwas dafür tun und vor allem Kindern die nicht so einen tollen Start gehabt haben. Sie haben genauso eine Chance verdient wie alle anderen auch. Und die beste Voraussetzung dafür ist nun mal eine Familie.

Für Pflegefamilien zu werben und gleichzeitig nicht annähernd eine Unterstützung für den Bedarf der Pflegekinder und der Pflegefamilien bereit zu stellen kann nicht funktionieren.
Gut begleitete und unterstützte Pflegefamilien sind die beste Werbung und Anreiz für Familien im Umfeld sich für diese Aufgabe zu öffnen.
Es gibt genügend Beispiele für effektive Unterstützung des Konzeptes Pflegefamilie: Am Besten zu sehen am hohem Anteil an Unterbringung von Kindern in Pflegefamilien im Vergleich zur Heimunterbringung im jeweiligen Jugendamt. Wird regelmäßig vom KVJS veröffentlicht. Aktuell muss man interessierten Familien raten sich an Landkreise zu wenden, in denen die Unterstützung für Pflegekinder und Pflegefamilien deutlich näher an den notwendigen Bedarf kommt und z.B. die Fallverantwortung beim Fachdienst Pflegekinder des Jugendamtes liegt mit mehr Fachkompetenz und weniger Wechsel der Mitarbeiter.
Auch wird in Stuttgart die Kompetenz und Erfahrung von Pflegeeltern in der Entwicklung von Strategien und Bedarf im Allgemeinen nicht genutzt. Das Wissen dieser ehrenamtlichen Mitarbeiter im 24/7/52/Jahr(zehnte)- Modus bleibt unbeachtet.