Ganztagesschulen nur auf freiwilliger Basis

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Schulen, Bildung
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Wirkung: 
kostenneutral

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

105
weniger gut: -44
gut: 105
Meine Stimme: keine
Platz: 
566
in: 
2011

Der Ausbau von Ganztagesschulen ist sinnvoll und eine große Erleichterung für berufstätige Eltern. In jedem Stadtteil sollte deswegen eine Ganztagesschule angeboten werden.

Allerdings wäre es wichtig, dass diese ein freiwilliges Angebot bleibt, für deren Nutzung die Eltern ein angemessenes Entgelt entrichten, so wie es auch beim Schülerhort der Fall ist.

Eine verpflichtende Ganztagesschule für alle Kinder schießt über das Ziel hinaus. Sie würde dazu führen, dass durch den Wegfall der freien Nachmittage die Möglichkeiten eingeschränkt werden, dass sich die Kinder in (Sport-)Vereinen oder im musischen Bereich usw. ihren Neigungen entsprechend betätigen.

Gemeinderat prüft: 
ja
Stellungnahmen und Beschlüsse
Umsetzung: 

In der Regel entscheiden sich die Schulen für den teilgebundenen Ganztagesbetrieb, d.h. ein Zug oder mehrere Züge bleiben klassiche Halbtageszüge, während der andere oder die anderen Züge ganztätig geführt werden. Ganztagesschulen sind kein additives Modell "Unterricht plus Betreuung". Ganztagesschule bedeutet einen neuen ganzheitlichen und kindgerechteren Umgang mit Zeit in jedem Bereich durch Rhythmisierung. Entscheiden sich Eltern für den Weg der klassischen Halbtagesschule, so besteht nach wie vor die Möglichkeit einer Betreuung bis 14:00 Uhr. Hier obliegt es den Eltern, die nachmittägliche Freizeit mit ihren Kindern selbst zu gestalten. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, Vereinsangebote in die Ganztagesschule zu verlagern. Diese Angebote werden von der Stadt Stuttgart zusätzlich gefördert.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Im Doppelhaushalt 2012/2013 und der mittelfristigen Finanzplanung investiert die Landeshauptstadt Stuttgart 35 Mio. € für die Einrichtung von Ganztagesschulen an acht Grund- und zwei weiterführenden Schulen. Die Stadt beabsichtigt, die Umsetzung voraussichtlich bis 2020 abzuschließen. Dies hängt auch von der Bereitstellung von Mitteln und Lehrern durch das Land ab. Bis alle Grundschulen in Ganztagesschulen umgewandelt sind, strebt die Stadt als Zwischenlösung eine bedarforientierte Einrichtung von Schülerhäusern an 54 Grundschulen an. Dort können dann 4500 Schüler in insgesamt 220 Gruppen bis 17 Uhr betreut werden. Dazu gehört auch eine Essensversorgung sowie Ferienbetreuung. Die Rahmenbedingungen für die Teilnahme an der Ganztagsschule werden durch das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg festgelegt. Hierbei besteht die Möglichkeit für die Schulen den Unterricht als Halbtagsschule, Ganztagsschule oder als teilgebundene Ganztagsschule zu organisieren. Bei einer Anmeldung der Schüler zur Ganztagsschule oder zum ganztägigen Anteil der teilgebundenen Ganztagsschule besteht dann allerdings auch ganztätige Schulpflicht.
Gemeinderat hat teilweise zugestimmt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Es liegt keine Stellungnahme der Verwaltung vor, da der Vorschlag nicht zu den TOP 121 Vorschlägen gehört.

Verweis auf Haushaltsanträge der Gemeinderatsfraktionen: 
394 (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), 420 (CDU), 527 (SPD), 641 (FDP), 726 (SÖS und LINKE), 764(SÖS und LINKE)
Verweis auf Gemeinderatsdrucksachen: 
<a href="http://www.domino1.stuttgart.de/web/ksd/ksdredsystem.nsf/dc5e48bde54b0b2941256a6f0036f408/14265c51c3b8cee6c12578cd00319f6b?OpenDocument">GRDrs 199/2011</a>

Kommentare

6 Kommentare lesen

Wer Frau Eisenmann gut zugehört hat, weiß dass verpflichtende Ganztagsschulen gar nicht geplant sind.
Im Übrigen entscheidet das immer i.w. die Schule selbst, da kann man sich als Eltern zunächst mal an die entsprechenden Gremien wenden.
Hierzu Verweis auf die aktuell verfügbare Schulentwicklungsplanung und die diesbezüglich Anhörungen!
Ist weniger ein Haushaltsthema.

Ich bin für eine verpflichtende Ganztagesschule, es ist nur eine Frage der Gewohnheit. Wenn man es richtig macht können die Kinder ihre Neigungen auch innerhalb der Schule ausleben, weil eine Ganztagesschule ja auch nicht nur aus Unterricht besteht. Dort finden Ag´s statt, es gibt Musik- und Sportgruppen und es entsteht eine Gemeinschaft. Es entsteht ein viel besserer Zusammenhalt und die Kinder identifizieren sich mit "ihrer Schule".
Wenn das Angebot freiwillig ist und die Eltern dafür zahlen müssen trifft es wieder nur die Falschen, nämlich die Familien, die auf zwei Verdiener angewiesen sind und bei denen das Geld sowieso knapp ist. Wir haben selbst 3 Kinder, sind zum Glück durch die ganze Schulgeschichte ziemlich durch und haben dies mit Privatschulen gelöst, das war manchmal schon recht schwierig!

An die beiden Vorschreiber/innen:
Leider ist es weder so, dass man die Wahl hat, noch dass Freizeitaktivitäten nach der Schule noch ernsthaft möglich sind. Zumindest in dem Fall von dem ich erfuhr war es so:
Örtliche Schule stellte auf Ganztagesbetrieb um. Schulen im Nachbarbezirk kündigten an in Kürze nachzuziehen. Wer in eine dieser Schulen geht muss inklusive Mittagessen bis nachmittags bleiben.
Zuhause wird zu Mittag gekocht. Gegessen wird ohne Kind, das muss in der Schule bleiben. Nach einem halben Jahr aus dem Sportvereinen ausgetreten. Verbringt wöchentlich mehr Zeit in der Schule als viele Arbeitnehmer im Beruf, wollte abends nicht auch noch zum Sport. (Zumal es nicht selten ist, dass es trotz Ganztagesbetreuung Hausaufgaben gibt)

Ich frage mich ernsthaft, wie es Franzosen schaffen, erfolgreiche Sportler aufs Parkett zu schicken: dort gibt es seit Generationen die Ganztagesschule...
Andererseits: wenn das Kind nicht "auch noch" zum Sport will, will es evtl. nur austesten, wie weit es sich durchsetzen kann. Ggf. hilft es, auch mal ein Machtwort zu sprechen. Geht auch gewaltfrei!

Ich bin gegen eine verpflichtende Ganztagsschule, ich selbst habe die Erfahrung gemacht, wie unendlich wichtig es ist, dass Kinder nach Hause kommen können, dass sie dort Ruhe, Verständnis und Geborgenheit finden, dass sie ihre Zeit auch mal frei einteilen können ohne, dass es den ganzen Tag Vorgaben gibt. Die Kinder brauchen auch Rückzugsmöglichkeiten. Der ständige Lärm und die Dauerangebote führt zu Stress schon bei Kindern. Es ist nicht richtig, dass wir unsere Kinder total verplanen und die Erziehung immer mehr fremden Institutionen überlassen. Immer mehr Kinder werden zu Psychologen und Therapien geschleppt. Das sollte uns nachdenklich machen.

Wir Eltern sollten die Wahlmöglichkeit haben und dies nicht vorgeschrieben bekommen. Wenn Eltern keine Zeit für Ihre Kinder tagsüber haben, dann mag das eine Variante sein. Zur Regel sollte das auf keinen Fall werden. Wir haben unsere Entscheidung für Kinder nicht getroffen, um sie dann "zu entsorgen". Die Kinder genießen es, zu Hause zur Ruhe zu kommen und nicht komplett verplant zu sein.