Leseohren aufgeklappt - Muttersprachliches Vorlesen für ein kinderfreundliches und buntes Stuttgart fördern!

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Schulen, Bildung
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

359
weniger gut: -108
gut: 359
Meine Stimme: keine
Platz: 
645
in: 
2015

Die Freude am Lesen vermitteln - das ist die Intention des Leseohren e.V. und dafür stehen seit zwölf Jahren unsere 500 ehrenamtlichen Vorlesepatinnen und Vorlesepaten, wenn sie in Stadtteilbüchereien, Schulen und Kindertagesstätten in ganz Stuttgart unterwegs sind.

Die Herausforderung sehen wir darin, Kinder zu erreichen, die bislang nur wenig Bezug zu Büchern haben. Als Lesevorbilder versuchen die VorlesepatInnen, sie zum Lesen zu motivieren und so ihre Lese- und Sprachkompetenz zu fördern. Dabei wird in kleinen Runden vorgelesen, da der persönliche Kontakt zu den Kindern sehr wichtig ist und die kleinen Zuhörer so in die Geschichten mit eingebunden werden können.

Der Verein kümmert sich um die sorgfältige Auswahl und Qualifizierung der Paten, organisiert Fortbildungsveranstaltungen, berät bei der Wahl von geeignetem Lesefutter und koordiniert die Vermittlung der Vorlesepaten. Dafür braucht es ein hauptamtliches, qualifiziertes Team, dass jederzeit für die ehrenamtlichen VorleserInnen da ist und sie somit an das Projekt bindet.

Seit März 2008 wird im Rahmen unseres Projektes „Lesebrücke“ in 20 Einrichtungen über das deutsche Vorlesen hinaus in der Muttersprache Türkisch vorgelesen. Das muttersprachliche Vorlesen baut bei Kindern mit Migrationshintergrund Schwellen zum Buch ohne die Hürde der oftmals bestehenden Sprachbarriere ab und schafft Identität. Für das Erlernen einer neuen Sprache ist es außerdem wichtig, ein allgemeines Verständnis dafür zu haben, wie Sprache funktioniert. Vorlesen fördert nachweislich die Lese- und Sprachkompetenz.

Die Finanzierung für die "Lesebrücke" ist im letzten Jahr ausgelaufen. Ohne eine muttersprachliche Kontaktperson ist es nicht möglich, die muttersprachlichen VorleserInnen zu koordinieren und an Einrichtungen zu vermitteln. Gerne würden wir die "Lesebrücke" weiterführen, am besten noch in einer zweiten Sprache wie russisch, italienisch oder griechisch, und so einen Beitrag zur Integration in Stuttgart leisten.

Kommentare

27 Kommentare lesen

Das muttersprachliche Vorlesen in türkisch, russisch etc. ist wohl alles andere als integrationsförderlich! Förderfähig wäre das Vorlesen in deutscher Sprache, um die Sprachkenntnisse zu verbessern.

@filmfan: stellen Sie sich vor, Sie müssen beruflich für zwei oder drei Jahre mit ihren kleinen Kindern in den USA leben. Werden Sie dann für die optimale Integration auch auf das Vorlesen in einer ausländischen Sprache verzichten?
Ist es vlt. besser beides zu tun? Muss ich um in Deutschland leben zu "dürfen" auf meine Muttersprache verzichten? Sozusagen eine Zwangssprachumstellung?
Kann es nicht der bessere Weg sein beides zu tun? Sollte "der Ausländer" oder sogar der "Nichtschwabe" die Werte, Traditionen und Sprache der eigenen Herkunft nicht mindestens ebensogut wie die örtlichen Gegebenheiten kennen um überhaupt eine eigene Identität entwickeln zu können?

@bruder: sorry, aber das ist ja wohl Privatsache. Ich selbst würde mir wünschen, dass meine Kinder optimal integriert werden würden, d.h. Beherrschung der dort geltenden Muttersprache!

Es ist verständlich, dass das Konzept, in der Muttersprache der Kinder vorzulesen im Sinne von Sprachförderung und Integration vielleicht zunächst nicht einleuchtet. Beim Vorlesen geht es jedoch um viel mehr als um die bloße Förderung von Wortschatz, Aussprache und Sprachniveau. Es geht auch darum, Chancengleichheit zu schaffen und auch die Kinder an das Lesen an sich heranzuführen, die in ihrem privaten Umfeld nicht mit Büchern in Kontakt kommen.

Der "Lesebrücke" geht es darum, insbesondere bei Kindern mit Migrationshintergrund längerfristig die Freude am Buch und am Lesen zu wecken und ein Gefühl für die eigene sprachliche Herkunft zu entwickeln. "Optimale" Integration bedeutet nämlich mehr als das bloße Erlernen der Umgebungssprache. Es hat auch mit der eigenen Verortung zwischen der Kultur der Eltern und der, in der man aufwächst und der daraus resultierenden Identitätsbildung zu tun. Es ist außerdem in Studien belegt, dass es zum Erlernen einer neuen Sprache wichtig ist, die eigene Muttersprache zu beherrschen (siehe hierzu: http://www.blk-bonn.de/papers/heft107.pdf ab Seite 38.)

Die ehrenamtlichen Vorlesepaten sind im übrigen keine ausgebildeten Pädagogen, die die Kinder umfassend sprachlich fördern sollen. Diese Aufgabe obliegt den Bildungsinstitutionen der Stadt und der Verantwortung der Erziehungsberechtigten und kann keinesfalls von Ehrenamtlichen übernommen werden.

@filmfan: welcher Teil meines Textes ist "Privatsache"? Eine dort geltende Muttersprache gibt es nicht. Muttersprache ist die Sprache, die meine Mutter ggf auch mein Vater mit mir spricht. Mit zweijährigen Kindern werden Sie mit Sicherheit in Ihren Auslandseinsatz in China nicht plötzlich auf Mandarin vorlesen?

Ihr Vergleich hinkt.
Die von Ihnen besonders genannten türkischen und russischen Mitbürger möchten hier lebenslang bleiben. Deutschland ist für sie keine Durchgangsstation auf der Karriereleiter.

Mittlerweile ist es doch, daß man in der Grundschule feststellen muß, daß diese in D geborenen (mit automatischer Dt. StA) Kinder nicht im Kindergarten waren (Betreuungsgeld sei dank) und schlechter Deutsch sprechen als viele Generationen zuvor, die nicht gefördert wurden.

Auch muß ich bemängeln, daß weitere nichtdeutsche Mitbürger wie z.B. Griechen, Italiener, Portugiesen, Spanier, etc. nicht einbezogen werden sollen in solche Projekte.

Ich möchte nochmals dringend (!) auf die weiter oben genannte Studie verweisen, dort ist gut dargelegt, wie groß der Nutzen der Förderung der Muttersprache bei Kindern mit Migrationshintergrund ist.

Das Projekt richtet sich vor allem an Kinder im Kindergartenalter, da dies eine Schlüsselphase zum Spracherwerb beider Sprachen, der Mutter- und der Umgebungssprache, ist. Das Vorlesen soll eine nachhaltige Wirkung auf seine Teilnehmer haben, gerade weil Stuttgart der neue Lebensmittelpunkt der Familien ist. Es ist gefährlich, alle Familien mit Migrationshintergrund über einen Kamm zu scheren, denn es handelt sich hierbei um eine sehr heterogene Bevölkerungsgruppe. Das Projekt möchte ergänzend (!) zu den Bemühungen der Stadt Stuttgart einen Beitrag dazu leisten, dass sich Kinder unterschiedlichster Herkunft in Stuttgart Zuhause fühlen.

Die "Lesebrücke" bezieht sich zunächst nur auf die türkische Sprache, da uns die finanziellen Mittel fehlen um weitere Projekte in weiteren Sprachen zu finanzieren. Um das Vorlesen so zu gestalten, dass die Kinder etwas mitnehmen, braucht es einen Koordinator, der selbst türkisch, russisch, italienisch, spanisch etc. beherrscht. Diese Stelle muss finanziert werden, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu gewährleisten. Gerne würden wir mehr Sprachen anbieten, allerdings lassen die Finanzen dies im Moment nicht zu. Aus diesem Grund wurde zunächst "nur" das Vorlesen auf türkisch angeboten, da der Anteil der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Stuttgart am größten ist.

@bruder: Ein Auslandseinsatz aufgrund der beruflichen Tätigkeit hat nun wirklich nichts mit dem gemeinten Vorschlag zu tun. Hierbei handelt es sich meist um zeitlich befristete Aufenthalte, wovon auszugehen ist, das derjenige keine Absicht hat, langfristig in dem jeweiligen Land zu leben!

Vielleicht war es im Vorschlag und in den nachfolgenden Kommentaren nicht klar genug formuliert: Die "Lesebrücke" richtet sich an Kinder aus Familien, die nach Deutschland immigriert sind und deren neue Heimat längerfristig Stuttgart ist.
Das Projekt möchte einen nachhaltigen Beitrag zu einem Stuttgart leisten, in welchem viele Kulturen ihren Platz finden und friedlich miteinander leben. Das muttersprachliche Vorlesen ist ein Baustein in einem großen Maßnahmengebäude zur Integration in Stuttgart. Auf Grundlage langjähriger Erfahrung, verschiedener Studien und umfassender Evaluation des Projekts sind wir von der positiven Wirkung und der Relevanz des Vorleseprojekts überzeugt und erhoffen uns im Rahmen des Bürgerhaushalts Hilfe bei der weiteren Finanzierung durch die Stadt Stuttgart.

gerade weil die längerfristige Heimat Deutschland sein soll, sollte das Vorlesen in deutscher Sprache erfolgen! Ist doch logisch!

Ein Aspekt, der in der Diskussion vielleicht untergegangen ist: Die "Lesebrücke" ist ein Ablegerprojekt (!) des Leseohren e.V.
Im Hauptprojekt lesen 500 ehrenamtliche Vorlesepaten in mehr als 350 Einrichtungen mit großem Erfolg AUF DEUTSCH vor. Bei dem Vorschlag geht es um die Weiterführung des Ablegerprojekts, welches in viel kleinerem Umfang als das reguläre Vorleseprojekt umgesetzt werden kann (20 gegen 350 Einrichtungen...). Warum die "Lesebrücke" förderungswürdig ist, wurde ja bereits ausführlich von meiner Seite aus dargelegt.

Besuchen Sie gerne die Homepage der Leseohren, um sich von der Projektqualität zu überzeugen: http://leseohren-aufgeklappt.de/

GUT

Beides ist wichtig - die Förderung der Muttersprache, sowie der deutschen Sprache!!

Gut!

Gut.

Ich unterstütze den Vorschlag sehr! Vorlesen in verschiedenen Sprachen wird der Realität gerecht, dass Stuttgart die Heimat von Kindern verschiedener Kulturen und Herkunftssprachen ist, in deren Familien - Deutschen wie mit Migrationshintergrund - Vorlesen nicht selbstverständlich zum Tagesablauf gehört. Dankenwerterweise wird das Projekt "Leseohren aufgeklappt" bereits unterstützt, weshalb es an der Zeit ist, das ergänzende Projekt für Kinder mit anderen Familiensprachen ebenfalls dauerhaft zu finanzieren. Zum Leser, zur Leserin wird, wer Lesen in sein Selbstkonzept integriert hat. Die Basis hierfür wird idealerweise durch Vorlesen gebildet - auch durch Vorlesen in anderen Sprachen!

Ich bin selber Leseohrenpatin und finde diese Art der Unterstützung GERADE für Kinder mit Migrationshintergrund sehr sehr wichtig. Es muss noch viel mehr in dieser Richtung getan werden. Wir können uns einen überflüssigen Untergrundbahnhof leisten, dann sollte das auch drin sein....

Ich bin selber Leseohrenpatin und sehe immer, wie wichtig das Vorlesen ist. gerade nicht-deutsche Kinder bekommen durch die Muttersprache Zugang zu Literatur und können dann leichter in die Selberleserei in der deutschen Sprache gelangen.

Ich bin selber Vorlesepatin, die Kinder in der heterogenen Kindergruppe, denen ich fast immer auf Deutsch vorlese, genießen es, wenn ich ihnen auch ein paar Wörter in meiner Muttersprache beibringe und erzähle, wie die Tiere andere Laute machen und die Kinder es in verschiedenen Ländern ganz anders lernen... Es geht auch nicht nur um Leseförderung sondern um die Vielfalt, Toleranz etc.!

Als Vorleseopa im Kindergarten im Kitzbüheler Weg und Vorlesepate in der Stadtbibliothek in Feuerbach weiß ich: man muss die Kinder für das Vorlesen gewinnen. In einem Buch zu blättern ist für viele nicht selbstverständlich. Ob man ihr Interesse muttersprachlich oder mit der Sprache des Gastlands fesselt, ist dabei nicht entscheidend. Sie auch mit einer für sie vielleicht fremden Welt vertraut zu machen, ihr Selbstvertrauen zu bestärken, wiegt mehr. Wir zählen zuweilen Schäfchen, Hasen oder Autos auch in Englisch, Italienisch oder Französisch, um zu begreifen, dass es verschiedene Sprachen gibt. Für die Kleinsten ihre Muttersprache nicht auszuschließen kann als Eintritt in eine Sprachenvielfalt verstanden werden, die Deutsch akzentuiert. In meinem Kindergarten sind Kinder mit Migrantenhinter-grund neugieriger auf Entdeckungen als gleichaltrige Muttersprachler und für das Erschließen einer Fremde zuweilen sogar besser aus-gestattet.

Ausgezeichneter Vorschlag!

Dringend für die Integration erforderlich!

finde ich gut und förderungswürdig

Lesen ist eine Grundlage für lebenslanges Lernen, viele Kinder haben keinen Bezug zu Büchern - diese Erfahrung habe ich als Lesepatin die vergangenen Jahre gemacht. Diese Kinder tun sich auch sprachlich schwer und va Kinder mit Migrationshintergrund profitieren enorm, wenn auch in der Muttersprache vorgelesen und so die Liebe zu Büchern geweckt wird...

Die Zielgruppe der Kinder dürfte sich altersmäßig im Vorschule bewegen. In der großen Mehrzahl der Fälle wird es sich um Kinder aus Familien handeln, die längerfristig in Deutschland bleiben oder eh bereits deutsche Bürger sind. Das größte Integrationshindernis ist in solchen Fällen die fehlende oder unzureichende Beherrschung der deutschen Sprache, weil die Eltern daheim unfähig oder nicht so selten auch unwillig sind, ihren Kindern die deutsche Sprache beizubringen.

Bücher und auch das Vorlesen sind ein wunderbares Werkzeug, Sprache kennenzulernen und zu erfahren. Und gerade deshalb halte ich es für außerordentlich wichtig, gerade die Gruppe der eben angesprochenen Kinder auf diesem Wege mit der deutschen Sprache vertraut zu machen. Durch das Vorlesen in ihrer Muttersprache festigt man noch bestehende Integrationshindernisse.

Deshalb ein klares Nein zu einer steuerfinanzierten Förderung.

@pdv: Ich kann nur nochmals auf diese lesenswerte Studie verweisen (http://www.blk-bonn.de/papers/heft107.pdf ab Seite 38), die wirklich anschaulich und deutlich belegt, welche positiven Auswirkungen muttersprachliches Vorlesen auf die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund hat. Vielleicht nehmen Sie sich einen Moment Zeit und schauen mal rein.

Ansonsten betone ich nochmals, dass das Hauptprojekt der Leseohren mit 500 ehrenamtlichen Vorlesepaten auf deutschem Vorlesen basiert. Die "Lesebrücke" ist eine Ergänzung des Hauptprojekts und braucht dringend eine Anschlussförderung, damit die tolle Arbeit der Vorlesepaten weitergeführt werden kann.

Auch ich bin Vorlesepate und unterstütze den Vorschlag ausdrücklich und uneingeschränkt. Die Argumente dafür sind von "Leseohr"
und "Autor" umfassend und hinreichend dargelegt. Die ablehnenden Bewerter sollten endlich die von Leseohr schon mehrfach genannte Studie zum muttersprachlichen Vorlesen lesen!!