Ticketpreise im öffentlichen Nahverkehr senken

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Busse, Bahnen (ÖPNV)
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

500
weniger gut: -36
gut: 500
Meine Stimme: keine
Platz: 
6
in: 
2011

Wenn man es wirklich ernst damit meint, dass in Stuttgart weniger Autos fahren und die unsäglichen Staus abschaffen möchte, dann muss der öffentliche Nahverkehr attraktiver werden. Stuttgart hat im Vergleich zu vielen vielen anderen Städten extrem hohe Ticketpreise. Wenn wir gemeinsam 4 Haltestellen in die Innenstadt fahren möchten, zahlen wir hin und zurück über 10 Euro. Das überlegen wir uns gut. Denn die U-Bahn-Station ist nicht vor unserer Haustür, unsere Einkäufe müssen wir noch ein gutes Stück nach Hause tragen etc. Und das ganze für so viel Geld? Da liegt es leider viel zu oft nahe, dass wir doch das Auto nehmen.

Der Dreh kann und darf nicht sein, immer nur die Parkgebühren nach oben zu schrauben. Der Dreh muss sein, dass gleichzeitig der Nahverkehr billiger wird. Kaum zu glauben, dass wir ein so teures System hier haben. Selbst in den teuersten Metropolen Europas wie Paris oder Brüssel sind die Preise fast doppelt so niedrig wie hier in Stuttgart. Wo ist da die Logik?

Gemeinderat prüft: 
ja
Stellungnahmen und Beschlüsse
Von keiner Gemeinderatsfraktion beantragt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Der VVS bzw. der ÖPNV wird immer wieder mit der These konfrontiert, mit niedrigeren Fahrpreisen könnten mehr Fahrgäste und damit sogar höhere Einnahmen erzielt werden. Zwar kann auch im VVS davon ausgegangen werden, dass bei einer entsprechend spürbaren Preisreduzierung mehr Fahrgäste auf Bus und Bahn umsteigen würden. Die entscheidende Frage hierbei ist jedoch, ob die Preiselastizität so hoch ist, dass diese Fahrgastzuwächse ausreichen, das niedrigere Fahrpreisniveau zumindest auszugleichen, damit am Ende dieselben Einnahmen wie bei der Ausgangssituation erzielt werden. Reduziert man die Fahrpreise durchschnittlich um beispielsweise 10, 20 oder 30 %, müssten die Fahrgastzahlen um rund 11, 25 oder 43 % ansteigen, nur um das vorherige Einnahmevolumen zu sichern,, wobei jedoch noch nicht berücksichtigt ist, dass die leider regelmäßig steigenden Kosten bei den Verkehrsunternehmen (Personal-, Treibstoff-, Material-, Fahrzeugkosten) zusätzliche Einnahmen erfordern. Vereinzelte Preissenkungsmaßnahmen haben gezeigt, dass damit kaum Mehreinnahmen erzielt werden konnten.
Aufgrund zahlreicher deutschlandweit durchgeführter Marktuntersuchungen ist bekannt, dass bei der Entscheidung für oder gegen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel weniger der Preis, sondern vielmehr das Fahrplanangebot, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, der Komfort der Verkehrsmittel, die Dichte des Haltestellennetzes und vor allem die Reisezeit ausschlaggebend sind. Deshalb werden beim VVS bzw. seinen Verkehrsunternehmen die für den ÖPNV verfügbaren Mittel vor allem für den weiteren Ausbau der Infrastruktur und des Leistungsangebotes und nicht zur weiteren, noch stärkeren Subventionierung der Fahrpreise verwendet. Die aktuelle Tarifstrategie von regelmäßigen, aber vergleichsweise moderaten Preisanpassungen wird von den Fahrgästen akzeptiert. Dies beweisen seit 1997 kontinuierlich steigende Fahrgastzahlen. Und auch beim jährlich vom VVS in Auftrag gegebenen Kundenbarometer (Befragung zur Zufriedenheit mit 26 Leistungsaspekten, Stichprobe = 1.000 Fahrgäste) konnte im VVS im Jahr 2011 bei der Globalzufrieden mit einem Wert von 2,78 ein deutlich besserer Wert als der bundesweite Durchschnitt (2,92) erzielt werden (Skala: 1 = vollkommen zufrieden bis 5 = unzufrieden). Ein sehr gutes Ergebnis zeigt sich auch bei der aktuellen Bürgerumfrage (2011) der Landeshauptstadt Stuttgart. Die Stuttgarter Bürger wählten den ÖPNV bei der Frage nach der Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen auf den zweiten Platz, wobei die große Mehrheit der Bürger (66 %) sich aber dafür ausspricht, das heutige finanzielle Engagement für den ÖPNV beizubehalten und nicht zu erhöhen.
Die Strategie des VVS, mehr Fahrgäste bei zudem steigenden Fahrgeldeinnahmen zu erreichen, basiert im Wesentlichen auf folgenden Säulen:

  • Regelmäßige (jährliche), aber mäßige Tarifanpassungen: Damit werden die Fahrgäste maßvoll an den steigenden Kosten beteiligt, das Verhältnis zwischen Kundenfinanzierung und Finanzierung durch die öffentliche Hand bleibt bestehen.
  • Kontinuierliche Fortentwicklung des tariflichen Angebots: Seit 2000 hat der VVS 38 tarifliche Verbesserungen zu Gunsten der Fahrgäste umgesetzt.
  • Spezifische Kundenbefragung zur Einführung neuer Ticket-Angebote: Der VVS beauftragt regelmäßig renommierte, unabhängige Marktforschungsinstitute mit Marktuntersuchungen zu tariflichen Fragestellungen. Damit sollen vor Einführung neuer tariflicher Angebote mit dem Ziel der Angebotsoptimierung Kenntnisse z. B. bzgl. vorhandener Kundenwünsche und Marktakzeptanz in Erfahrung gebracht werden.
  • Marketing: Der VVS-Tarif ist im Vergleich zu den Kosten des Autos sehr preiswürdig. Dies zeigen die regelmäßigen Preisvergleiche des VVS und des ADAC. Dies ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu transportieren ist eine wesentliche Aufgabe der umfangreichen Marketing-Aktivitäten des VVS und seiner Partner.

Kommentare

16 Kommentare lesen

Volle Zustimmung!! Die Höhe der Preise sind teilweise fast schon eine Frechheit, in Anbetracht des geleisteten Services (z. B. fahren ab 0.00 Uhr fast keine Bahnen mehr, vor allem nicht in entferntere Stadtteile) und den regelmäßigen Verspätungen, Signalausfällen etc. pp.

Ein großes JA! Ich bin für einen sehr günstigen Ticketpreis!
Das die Betriebskosten so hoch sind, haben wir ja wohl hauptsächlich den völlig überdimensionierten Stadtbahnen zu verdanken. Solche Riesenzüge werden anderorts für den Überlandverkehr eingesetzt. Und die unsäglichen Hochbahnsteige

Stuttgart hat tatsächlich eines der teuersten ÖPNV-Systeme in ganz Deutschland. Nirgends zahlt man so viel wie in der Schwabenmetropole. Bei den Preisen macht es oft keinen Sinn mit der S-Bahn oder U-Bahn zu fahren, wenn man dann ein halbes Vermögen liegen lassen muss, und das teils sogar für kurze Strecken.

Ganz Klar dafür!! Jedesmal wenn mich Freunde aus anderen deutschen Städten oder auch aus dem Ausland besuchen, sind sie jedes mal geschockt wie teuer die Busse und Bahnen sind. Und wenn man sich die Zonen anschaut! Warum kann man es nicht wie in Hamburg machen, wo im Zentrum die Bahn alle 3 bis 5 Minuten fährt und die Fahrt 1 Euro kostet!!

Völlig richtig. Das einzig sichere in Stuttgart ist die jährliche Preiserhöhung für den öffentlichen Nahverkehr, unabhängig von jeder Leistung. Viel zu teuer. Aber für die Entscheider in Besoldungsgruppe B 5 / 6 / 7 und so weiter ist das ja auch wurscht!

Das ist aber nur durch eine höhere Nutzungsdichte zu finanzieren. Um mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr zu bringen, genügt es nicht die Preise zu senken. Man muss insgesamt die Attraktivität des ÖV steigern. Z.B. durch ingelligente Verknüpfung verschiedener Verkehrsarten (z.B. Leihfahrradsystem, Car2Go). Auf der anderen Seite muss aber auch der Autoverkehr unattraktiver werden. Z.B. durch höhere Parkgebühren, Reduzierung der kostenlosen Parkplätze und eventuell einer City-Maut.

Ja, leider sind die Fahrpreise fast schon als "Wucher" zu bezeichnen. Besonders, wenn man für mehr als 3 Haltestellen schon 2 Euro bezahlen muss. Mein Vorschlag wäre, pro Fahrzone, ein Preis. Zum Beispiel die Fahrzone Innenraum kostet 1 Euro für eine einfache Fahrt. Das wäre nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Für weitere Fahrzonen dann jeweils eine Erhöhung um 1 Euro. Dann würde das Preis/Leistungsverhältnis der SSB wieder korrekte Formen annehmen. Und die Fahrgastzahlen würden steigen, der Nahverkehr würde attraktiver werden.

Die Ticketpreise sind eindeutig in Stuttgart im Vergleich zu anderen Städten zu hoch. In jedem Jahr beginnt wieder das gleiche Ritual: eine Fahrpreiserhöhung wird vorgeschlagen, nach längerer Diskussion wird dieser Vorschlag ein wenig erniedrigt - ein großer Erfolg! Dabei liegt in fast in jedem Jahr die Preiserhöhung über der Inflationsrate.

Stuttgart muss sich einmal endgültig entscheiden: wollen wir in Stuttgart eine stärkere Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs und damit eine Entlastung durch den Pkw-Verkehr oder interessiert nur der Pendlerverkehr nach Stuttgart. Für die Gesundheit und die Lebensqualität der Stuttgarter ist eine Reduzierung des Autoverkehrs aber dringend erforderlich. Hier muss die Stadt Stuttgart ein deutliches Zeichen setzen: Vorrang für Fußgänger, Radfahrer und Bevorzugung des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu gehört auch eine Senkung der Ticketpreise in Stuttgart. Vorschläge gibt es genug: Stuttgart-Ticket für 1,50 €, Einheitspreis für Stuttgart, Preis nach Haltestellenzahl (passt aber nicht ins Tarifsystem - Stuttgart müsste sich ausklinken), Kurzstrecke ausweiten, Ortsbusse integrieren und so weiter. Eine Senkung der Preise kostet natürlich Geld (Ausgleichszahlung an den Verbund für die Mindereinnahmen). Aber ich bin sicher, die Mehrheit der Stuttgarter würde dies begrüßen.

Ja, die Preise für den ÖPNV müssen dringend gesenkt werden, wenn man erreichen will, dass mehr Bürger ihr Auto stehen lassen. Allein durch Erhöhung der Parkplatzgebühren wird das nicht passieren. Warum funktioniert das in Freiburg, dass man zu erschwinglichen Preisen mit dem Regioticket sogar bis nach Offenburg fahren kann? Hier in Stuttgart sollte so etwas auch funktionieren und würde sicher dazu beitragen, dass die Leute eher mit der Bahn fahren als mit dem Auto - aber ebn nur, wenn es sich finanziell lohnt. Gerade bei der Sbahn ist es unverschämt, dass man oft für eine einzige Haltestelle ganze 2 Zonen bezahlen muss. Das muss sich ändern! Warum gibt es nicht wie bei den Straßenbahnen ein "Kurzstreckenticket"?

Wenn man an Städte wie Berlin oder Wien denkt, kann einem in Stuttgart nur schlecht werden, wenn man an den ÖPNV denkt. Preiswerter, rascher Streckenausbau ins Umland (auch der U-Bahnen) und Nachtbusse und -züge wären langsam mal angebracht!
Stuttgart sollte besser mal in den Nahverkehr investieren, statt sich an einem Milliardengrab zu beteiligen!

Das ist schnell gefordert: der ÖPNV soll billiger werden. Leider sagt keiner, wie es finanziert werden soll.
Vorschlag: gleichzeitig drastische Erhöhung der Parkgebühren in der Innenstadt.
Positiver Nebeneffekt: ÖPNV wird im Verhältnis zum Auto preislich noch attraktiver.

Wenn man die Preise senken würde, würden auch mehr Leute Tickets kaufen, das würde die Mindereinnahmen wieder ausgleichen.

Preise halbieren, Fahrgastzahlen verdoppeln.

Die Parkgebühren sind bereits erhöht. Da wird es höchste Zeit durch geringe VVS - Gebühren den Umstieg vom Auto einzuleiten.

Volle Zustimmung! Der Nahverkehr wird zunehmend unattraktiver, die Straßen zunehmend voller!
Gegebenenfalls sollte man Pendler bevorzugen, die Ticketpreise für Einzelfahrten könnten dann eventuell (!) so bleiben. Noch teurer sollte beides nicht werden!

Für die Halbierung würde ich auch meinen Roller wieder abschaffen und voll auf U-Bahn umsteigen.
Der ÖPNV ist für drei Zahler in unserer Familie einfach zu teuer.

Auch muss der Kurzstreckentarif mindestens auf 4 Haltestellen (U-Bahn) bzw. 5 Haltestellen (Bus) mit Umsteigemöglichkeit ausgeweitet werden. Es wurden teilweise neue (Bus-)Haltestellen eingefügt, wodurch sich die befahrbare Kurzstrecke teils drastisch verkürzt hat.