"Casino Boom" - Glücksspiel stärker besteuern

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Steuern, Finanzen
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Wirkung: 
Einnahme

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

408
weniger gut: -86
gut: 408
Meine Stimme: keine
Platz: 
87
in: 
2013

Seit Jahren schießen immer mehr Glücksspielhallen ("Casinos") wie Pilze aus dem Boden, oftmals sogar in den Zentren der Stadtteile, sehr zum Ärger der Anwohner. Auf die vielen Probleme, die die "Casinos" mit sich bringen, wie z.B. durch Spielsucht zerstörte Familien, Kriminalität etc. möchte ich in diesem Rahmen nicht eingehen.

Mein Vorschlag ist, dass die Stadt den Unterhalt von Glücksspielhallen und -Automaten etc. so sehr verteuert, dass sie zumindest aus den Zentren der Stadtteile verschwinden.

Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Der unerwünschte und gefährliche Glücksspiel-Boom würde eingedämmt und dabei sogar noch die Stadtkasse gefüllt.

Gemeinderat prüft: 
ja
Stellungnahmen und Beschlüsse
Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Vorschlag wurde vom Gemeinderat nicht aufgegriffen.
Von keiner Gemeinderatsfraktion beantragt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Bereits beim letzten Bürgerhaushalt 2012 / 2013 gab es Vorschläge zum Thema „Glücksspiel stärker besteuern“ (Vorschläge Nr. 109 und Nr. 945).

Der Gemeinderat hat im Doppelhaushalt 2012/2013 bereits eine deutliche Erhöhung bei der Vergnügungssteuer beschlossen, die alle Besteuerungsgegenstände umfasst hat. Die stärkste Erhöhung gab es bei den Spielautomaten mit Gewinnmöglichkeit (Gewinngeräte): der Steuersatz wurde ab 2012 von bisher 18 v.H. des Einspielergebnisses Nettokasse auf 22 v.H. erhöht.

Bei der Höhe einer Steuer muss immer auch beachtet werden, dass die Steuerschraube nach oben nicht unbegrenzt immer weiter angezogen werden darf. Eine Steuer wird dann unzulässig, wenn sie so hoch ist, dass sie eine erdrosselnde Wirkung hat, das Verwaltungsgericht würde dann die Satzung aufheben. Eine erdrosselnde Wirkung liegt nach der Rechtsprechung dann vor, wenn die Steuerbelastung es für sich genommen unmöglich macht, im Stadtgebiet den Beruf des Spielautomatenbetreibers zur wirtschaftlichen Grundlage der Lebensführung zu machen. Ein Steuerpflichtiger kann jederzeit die Höhe der Vergnügungssteuer durch eine Klage beim Verwaltungsgericht überprüfen lassen.

Bei der Vergnügungssteuer wurde durch die Verwaltungsgerichte bisher ein Steuersatz von 20 v.H. der Bruttokasse (was in etwa einem Steuersatz von 22 v.H. der Nettokasse entspricht) für noch zulässig erklärt. Ob das Verwaltungsgericht Stuttgart eine weitere Erhöhung nochmals als zulässig ansehen würde, ist nicht absehbar. Daher ist nicht vorgesehen, den Steuersatz für Gewinngeräte weiter zu erhöhen.

Durch bereits beschlossene bzw. vorgesehene Änderungen an den gesetzlichen Grundlagen wird dem im Antrag angesprochenen Anliegen (Eindämmung der Spielhallen) viel wirkungsvoller Rechnung getragen. Durch das Landesglücksspielgesetz wurden bereits Restriktionen bei Spielhallen beschlossen (z.B. Mindestabstände, keine Mehrfachspielhallen im selben Gebäude…). Außerdem sieht der Entwurf einer Änderung der Spielverordnung vor, dass künftig in Gaststätten nur noch ein Gewinngerät aufgestellt sein darf (statt bisher drei).

Kommentare

7 Kommentare lesen

Das es immer mehr Spielcasinos gibt ist mir auch aufgefallen. Wenn man damit gutes Geld verdient, warum eröffnet nicht die Stadt Stuttgart solche Casinos?
Generell bin ich gegen diese Spielhöllen. Die Stadt Stuttgart sollte die Konditionen für Spielcasinos verschlechtern (höhere Glückspielsteuer o.ä.) und für andere Geschäfte attraktiver gestalten.

Glücksspiel verursacht immense finanzielle und soziale Probleme. Glücksspiel braucht keine Mensch, zumindest nicht in dieser Dichte. Mit weniger "Casinos" weniger Möglichkeiten zur Geldwäsche.

Dem Wuchern der Casinos sollte man auf alle Fälle Einhalt gebieten. Ob Steuern der richtige Weg sind, kann ich nicht einschätzen, wäre aber schon möglich. Ist es ethisch ok, wenn die Stadt am Glückspiel mitverdient?
Alternativen: Anzahl und Größe per Verordnung beschränken (bis hin zum Verbieten?), Umsatz beschränken (geht das?), Gewinn beschränken (?), nur in abgelegenen Gebieten genehmigen, Art der Automaten und Spiele festlegen (nur mit kleinen Gewinn-/Verlustmöglichkeiten, ist vielleicht schon so?), müssen auch Nicht-Glückspiele anbieten, Betreiber müssen eine gewisse Qualifikation erfüllen (guter Leumund, dürfen nicht nur im Glückspiel tätig sein, müssen eine Schulung nachweisen, o.ä.), ... So in dem Stil.

Die Stadt sollte gegen die Casinos sein und nicht noch damit Geld verdienen und sich davon abhängig machen. Ich finde es nicht gut, wenn die Stadt Interesse hat, möglichst viele Spielautomaten aufzustellen, damit die Kassen voll sind.

Die Stadt stellt derzeit systematisch Bebauungspläne auf, um neue Casinos in Außenbereichen ganz zu verhindern und in Innenbereichen zu beschränken. Die Vergnügungssteuer wurde auch schon angehoben.

@Orca: das stimmt! Es ist gut, dass die Stadt inzwischen reagiert, teilweise ist das aber zu spät. Nicht nur neue, sondern auch bestehende Casinos sollten so stark belasted werden, dass mindestens ihre Ausbreitung gestoppt und bestenfalls ihre Anzahl rückläufig wird. Ganz verboten werde sollte es nicht, sonst rutscht es in die illegalität ab.

Die Auflagen und Abgaben für den Glückspielbetrieb sollten gerade so hoch sein, dass er nicht lukrativ ist, aber auch so niedrig, dass sich das Risiko der Illegalität nicht lohnt. Dieses Maß gilt es noch zu finden.

Im Prinzip unterstütze ich diese Forderung.

Nicht nachvollziehbar für mich (und nicht nur für mich) ist die völlig hintergrundwissensbefreite Gleichschaltung der Stadt Stuttgart innerhalb der Vergnügungssteuerverordnung von Spielstätten, Prostitutionsbetriebe und - man höre und staune - Swingerclubs!

Es muss deshalb zwangsläufig vor solch einer Maßnahme bezüglich der Eindämmung des Glückspiels 1. innerhalb der Vergnügungssteuer unterschieden (Prostitution würde ansonsten wieder auf die Straße verlagert werden mit all den daraus resultierenden Folgen) und 2. diese völlig unverständliche Gleichsetzung von Swingerclubs mit der Prostitution schlicht abgeschafft werden- heraus damit aus der Vergnügungssteuer, was sollte die in diesem Fall eigentlich bewirken!? Weniger sexuelle Freiheiten für mündige Bürger? Sind wir noch in den 50ern?

Zumal das ein eigenartigerweise fast exklusives Stuttgarter Konstrukt ist.