365-Euro-Ticket für Stuttgart einführen (Jahreskarte)

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Tarife, Tickets
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

773
weniger gut: -61
gut: 773
Meine Stimme: keine
Platz: 
40
in: 
2017

2017 wurden die Preise der VVS um durchschnittlich 1,9% erhöht. Wieder werden treue VVS-Kunden, die im Sinne einer umweltbewussten Mobilität Bus und Bahn nutzen, finanziell belastet.

Bald wird der Punkt erreicht sein, dass die Bürger Fahrpreiserhöhungen nicht mehr hinnehmen, weil die Bahnunternehmen weiter an einem pünktlichen S-Bahnsystem scheitern und mit der Zerschlagung des Stuttgarter Stadtbahn-Netzes wegen den Stuttgart 21-Bauarbeiten erhebliche Einschränkungen generieren.

Ein 365 Euro-Ticket wie in Wien einzuführen, ist der ideale Konsens zwischen Wirtschaftlichkeit und Kundenfreundlichkeit. Die Wiener zahlen nur 1 Euro pro Tag für das gesamte Wiener Linien-Netz und ein noch größeres Angebot (5-Min-U-Bahn-Takt, durchgehender Nachtverkehr, Tram, Express-S-Bahnen). In Wien ist dies das teuerste Abo, in Stuttgart wäre es das günstigste. Selbst in den teuersten Metropolen Europas wie Paris oder Brüssel sind die Preise halb so teuer wie in Stuttgart.

Für Stuttgart bedeutet das: Für 365 Euro im Jahr können Schüler, Studenten, Erwerbstätige und Rentner rund um die Uhr im gesamten VVS-Netz fahren. Zum Vergleich: Derzeit zahlen Schüler mit dem SchoolAbo rund 500, Erwerbstätige bis zu 2.170 Euro jährlich.

Es wäre die Möglichkeit, mehr Stuttgarter an ein zonen-übergreifendes, einheitliches und verständliches Abo binden zu können und so jährlich mehr regelmäßig fahrende Kunden zu werben. Höheren Einnahmen schaffen zusätzliche Budgets für den Ausbau.

Endlich wird eine günstige Alternative geschaffen und VVS-Kunden entlastet!

Umsetzung und Prüfung
Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Die Einführung eines 365-Euro-Jahres-Ticket für die Zonen 10 und 20 wurde von einer Gemeinderatsfraktion beantragt, jedoch vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.
Gemeinderat hat abgelehnt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Die regelmäßigen Tarifanpassungen werden vorgenommen, weil die Kosten der Verkehrsbedienung regelmäßig steigen. Dazu gehören vor allem die Personalkosten, aber auch die Baukosten und Beschaffungskosten für neue Fahrzeuge und den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur. Die Tarifanpassungen dienen auch der Teilfinanzierung der Erweiterung des Fahrplanangebotes. Unabhängig davon wurden die Tariferhöhungen immer auch von tariflichen und vertrieblichen Verbesserungen begleitet. Tariflich wurden z. B. ein preisgünstiges, verbundweit gültiges SeniorenTicket eingeführt sowie Anreize für Arbeitgeber gesetzt, ihren Mitarbeitern einen Fahrtkostenzuschuss zum FirmenTicket zu geben, wobei dann der VVS den Rabatt verdoppelt (10 % anstelle 5 % FirmenTicket-Rabatt). Die letzte größere Maßnahme erfolgte im September 2016 mit der Einführung des attraktiven Ausbildungs-Abos. Egal wie weit der Weg zur Ausbildung ist, Azubis können pauschal für nur 59 Euro im Monat Bus und Bahn nutzen. Dass der VVS mit seiner Preis- und Angebotspolitik nicht ganz falsch liegen kann, zeigen die Fahrgastzahlen, die seit vielen Jahren kontinuierlich nach oben gehen. In den letzten Jahren konnten regelmäßig zwischen 2 und 3 Prozent mehr Fahrten im ÖPNV verzeichnet werden. Der Zuschussbedarf in Wien liegt deutlich über dem Zuschussbedarf für den ÖPNV in der Landeshauptstadt Stuttgart.

Im Übrigen bewegt sich der VVS im Vergleich der zehn größten deutschen Städte und Verkehrsverbünde (Stuttgart ist die sechstgrößte Stadt in Deutschland und der VVS der sechsgrößte Verkehrsverbund) bei der Preisgestaltung im Mittelfeld. Angesichts des gut ausgebauten ÖPNV-Angebots, das auch erhebliche Kosten verursacht (z. B. Tunnel, Steigungsstrecken), der überdurchschnittlich hohen Kaufkraft in der Region Stuttgart sowie vor dem Hintergrund eines nach wie vor hohen Zuschussbedarfs der öffentlichen Hand ist dieses Preisniveau angemessen. Fahrpreissenkungen können in gewissem Umfang zu einer Nachfragebelebung führen, erzeugen aber immer Mindererlöse, deren Finanzierung über den Haushalt der Landeshauptstadt nicht sichergestellt werden kann. Im VVS werden Fahrgelderlöse von über 500 Millionen Euro pro Jahr erzeugt. Beispielsweise eine Halbierung der Fahrpreise würde jährliche Mindereinnahmen von deutlich über 200 Millionen Euro verursachen. Die Erfahrungen mit dem FeinstaubTicket in der Feinstaubsaison 2016/2017 belegen, dass eine deutliche Preisreduktion bei EinzelTickets zwar zu spürbaren Zuwächsen der Fahrgastzahlen führen können, dass diese aber bei Weitem nicht ausreichen, um die Mindererlöse aus der Tarifabsenkung auszugleichen. Bereits heute werden nur ca. 60 % der Kosten des ÖPNV aus Fahrgelderlösen erwirtschaftet. Der verbleibende Rest ist steuerfinanziert.

Neben der Übernahme des Defizits der Stuttgarter Straßenbahnen über die städtische Holding SVV wendet die Landeshauptstadt Stuttgart erhebliche Mittel zur zielgerichteten Subventionierung der VVS-Fahrpreise auf:
·        Scool-Abo: jährliche Zuschussleistungen für Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro
·        SozialTicket: jährliche Zuschussleistungen für Bonuscard-Inhaber in Höhe von rund 5 Millionen Euro
·        FirmenTicket: jährliche Zuschussleistungen für städtische Mitarbeiter in Höhe von rund 4 Millionen Euro

Diese Maßnahmen haben zu einer Mehrnutzung des ÖPNV mit all seinen positiven Effekten für die Umwelt geführt, sind aber mit entsprechenden Belastungen des städtischen Haushaltes verbunden. Aktuell gibt es Überlegungen im Gemeinderat, die Stuttgarter Tarifzonen 10 und 20 zu einer einzigen Tarifzone zu „verschmelzen“ (siehe Vorschlag Nr. 40098). Die Umsetzung einer solchen Maßnahme würde den Finanzierungsbedarf weiter erhöhen. Darüber hinaus gehende Fahrpreisermäßigungen sind aus fiskalischen Gründen nicht darstellbar.

Kommentare

20 Kommentare lesen

Hört sich gut an, ich würde mir sofort eins kaufen.

Danke, daß mir jemand zuvor gekommen ist und ich den Vorschlag selber nicht einstellen muß.

Grundsätzlich stimme ich zu. Der ÖPNV sollte mit Steuermitteln der Region (CDU!) deutlich mehr subventioniert werden. Im Bürgerhaushalt sehe ich hier keine Chance. Vergleiche mit dem Ausland hinken, da dort der ÖPNV ganz anders finanziert wird (z.B zahlen die Arbeitgeber in Frankreich einen erheblichen Teil). Bundesweit ist der VVS preislich im Mittelfeld einzuordnen.

Ich finde, daß gar kein Ticket mehr nötig sein sollte und zwar in ganz Deutschland, besser noch weltweit. Gemessen an der Umweltbelastung ist der ÖPNV unschlagbar und sollte deswegen komplett aus Steuermitteln finanziert werden. Zudem ergeben sich durch den Wegfall der Tickets, Automaten, Verwaltungsgebäude und Personalkosten riesige Einsparmöglichkeiten.

Unterstützt! Ist aber nur sinnvoll, wenn auch die Tarifzonen abgeschafft werden.

Super Vorschlag! Da würde ich sofort mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren!

Genau so muss umweltverträglicher Verker in Stuttgart erreicht werden! Günstiger, einfacher (Zonenfrei), öfter, mehr Querverbindungen -> mehr Nutzer. Das beste Argument für Öffis und das eigene Auto öfter stehen zu lassen.

Nicht nur Wien, viele andere Städte machen vor, wie günstiger ÖPNV funktioniert. In Stuttgart fehlt der politische Wille. Klotzen statt Kleckern muss die Devise lauten.

Super Vorschlag!

Schöner Vorschlag, doch ich fürchte bei unserer phlegmatischen und unflexiblen Verwaltung (Stadt und SSB) nicht durchführbar. Stuttgart ist halt - trotz oder weil S21 - ein Dorf und mit Berlin oder Wien längst nicht vergleichbar.

Wird Zeit, dass ÖPNV nicht mehr als möglichst gewinnbringend betrieben wird sondern als Instrument genutzt wird den PKW-Verkehr und somit die daraus resultierenden Belastungen durch Stickoxid, Feinstaub, Lärm, ... zu reduzieren. Und entsprechend attraktiv gestaltet wird! Dieser Vorschlag wäre ein guter Anfang! Dem amber noch etliche weitere Maßnahmen folgen müssen.

Ein sehr guter Vorschlag. Die Bahnpreise zu erhöhen, ohne vernünftige Angebote zu schaffen kann nicht der Weg sein gegen Feinstaub zu kämpfen und für weniger Autos in der Stadt zu plädieren. Bezahlbare Tickets sind die einzige Möglichkeit die Menschen davon zu überzeugen sich in die Bahn zu setzen.

Guter Vorschlag. Das sollte einige Verkehrsentlastung bewirken. Ich wäre dabei.

Tolle Idee!

@tastenfreak: Natürlich fehlt dazu in Stuttgart der politische Wille, denn wir sind grün regiert. Wäre die Luft sauber und der Verkehr würde fließen, dann wäre man plötzlich seiner Wahlziele beraubt und versänke in der Bedeutungslosigkeit. Da das aber keine politische Partei will, muß man gegensteuern...

... vieleicht könnte man ja darüber nachdenken und zumindest testweise während der Feinstaubsaison (z.B. für 1-3 Monate) ein Ticket dieser Art anzubieten. Würden dann wesentlich mehr Verkehrsteilnehmer auf den ÖPNV umsteigen, wäre dies zumindest ein Indikator dafür, dass der Wille bei den Nutzern vorhanden ist.
Aktuell ist die Versuchung den PKW zu nutzen groß, da es finanziell kaum einen Unterschied macht ob ich den VVS Nutze oder mit dem PKW fahre. Bin ich mit meiner Familie unterwegs ist sogar das Gegenteil der Fall, denn ich Zahle für eine Fahrt im Stadtgebiet mehr als mit dem PKW.

Grundvoraussetzung für alle Überlegungen wäre aber eine Verbesserung der Taktung, damit zumindest Ansatzweise eine Chance auf einen Sitzplatz besteht und sich nicht alle Stapeln müssen!

@grandnagus

Zu ihrer Aussage kann ich nur Standing Ovations geben
Sehe ich auch so

Ich bin mal gespannt wie die nächste Wahl ausfällt.
Wieviel hat Grün auf Stadt/Landebene auf der Habenseite?
Hat sich doch eher als die Verbotspartei entpuppt

Ich hoffe die Wähler sind nicht weiterhin gewillt Grün zu wählen oder zumindest für eine Mehrheit zu sorgen

Nachdem ich einen Bericht über den öffentlichen Nahverkehr Wien gesehen habe, war ich begeistert und finde DAS braucht Stuttgart für einen effektiven Umweltschutz und eine gute Luftverbesserung!!!

Dies wäre ein sinnvoller Zwischenschritt auf dem Weg zum fahrscheinfreien ÖPNV, der aber ganz anders als bisher finanziert werden muss. Eine leider rechtlich derzeit (noch) nicht mögliche Nahverkehrsabgabe für/vom Verband Region Stuttgart, der dafür zuständig ist, könnte den VVS auf ganz neue Füße stellen. Für die Einwohner der Region (ohne Rentner und Minderjährige) wäre dies spielend mit 20 Euro Abgabe pro Monat zu haben...

Sehr guter Vorschlag auch hinsichtlich der Feinstaubdiskussion.
Trotzdem darf dabei nicht vergessen werden, dass gleichzeitig die Taktung ebenfalls erhöht werden muss, damit sich wirklich grundlegend etwas in Stuttgart ändert.
Von einem VVS-Mitarbeiter habe ich bereits vor Jahren gehört, dass dazu die S-Bahn-Röhren im City-Bereich nicht ausreichend wären. Wenn das der Grund ist, dann frage ich mich, warum nicht schon längst, an zwei weiteren Röhren gebaut wird. Die Verbesserung dadurch wäre sicherlich für ein breitere Masse deutlicher spürbarer als bei S21...

Wenn ich mich recht erinnere hat unser OB in seiner Wahlrede versprochen den ÖPNV billiger zu machen- was er gemacht hat ist, ÖPNV viel teurer und dafür das Parksystem eingeführt. Klatsch Klatsch- gute Umsetzung