Im Bürgerhaushalt leistet sich Stuttgart zum einen eine gute ergänzende "Lobby" für die bereits organisierten Interessensgruppen der Stadt. Zum anderen hat der Bürgerhaushalt eine erstaunliche Funktion als "Kummerkasten".
Viele Einbringungen offenbaren einen gewissen Leidensdruck der Mitbürger*innen. Regelmäßig werden recht neurotische Maßregelungen anderer Mitbürger*innen gefordert, oder Konfliktlinien der Stuttgarter Stadtgesellschaft nachgezogen und somit aufgezeigt.
Mein Vorschlag ist nun - tatsächlich unironisch - die Daten des Bürgerhaushalts Stadtsoziologisch auszuwerten, um zu erheben, welche Konflikte ein besonderes Beteiligungs-Format oder eine gewisse Betreuung brauchen könnten, beziehungsweise wie man maßgeschneiderte Angebote machen kann, damit zum Beispiel das empfundene Leid durch vermeintliches "Fehlverhalten" anderer, die Betroffenen nicht allzu krank macht.
Auch geht aus dem Bürgerhaushalt relativ deutlich hervor, welche Informationslücken in der Stadt klaffen, die eventuell entsprechende Kampagnen vertragen könnten.
Mir scheint es so, als könnten viele Bedürfnisse und Bedarfe, die hier formuliert werden, schon angemessen angegangen werden, in dem man die Betroffenen ins Gespräch oder an einen (moderierten) Tisch bringt. Noch bevor ein Euro verbaut, verbuddelt, begrünt oder für Repressalien im ÖPNV und im Bezug auf die Abfallwirtschaft eingesetzt wird.
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