Lebensmittel retten und verteilen hilft dem Klima und den Menschen

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Weitere
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

974
weniger gut: -113
gut: 974
Meine Stimme: keine
Platz: 
16
in: 
2021

Täglich landen große Mengen genussfähiger Lebensmittel im Müll, weil sie nicht verkauft wurden, nahe am MHD sind oder den strengen optischen Anforderungen nicht genügen. Durch Erzeugung, Verarbeitung und Transport werden Ressourcen verbraucht, CO² fällt in erheblichem Maß an. Die Reduzierung dieser riesigen Verschwendung nützt nicht nur dem Klima und der Umwelt, sondern kann auch sozial benachteiligten Menschen helfen. Die Stadt soll die vorwiegend von Ehrenamtlichen getragenen Initiativen bei ihrer Arbeit unterstützen: Indem sie Räumlichkeiten für Verteilstellen - sogenannte "Fairteiler" - zur Verfügung stellt (in manchen Gemeinden wird im Rathaus ein Fairteiler betrieben) bzw. bei der Suche nach passenden Stellplätzen und Räumlichkeiten hilft. Ziel ist, daß möglichst in jedem Stadtteil ein Fairteiler entsteht. Die Kosten für Einrichtung und Betrieb werden von der Stadt getragen, sofern keine anderen Kostenträger vorhanden sind. Die Stadt veranstaltet einen Wettbewerb, der Unternehmen aus der Lebensmittelbranche (Erzeugung, Verarbeitung, Vertrieb) motiviert, weniger Lebensmittelabfall zu erzeugen und/oder nicht verkaufte Waren zu spenden. Es wird eine Kampagne entwickelt und in Schulen, über Info-Veranstaltungen usw. über die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung von Lebensmittelverschwendung und Möglichkeiten zur Vermeidung informiert.

Umsetzung und Prüfung
Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Der Ernährungs- und Lebensmittelsektor ist als Verursacher von rund 30% der weltweiten Treibhausgasemissionen laut Global Carbon Project dem Themenbereich Klimaschutz zuzuordnen. Da es sich um ein Querschnittsthema handelt, von dem verschiedene Ämter betroffen sind, hat der Gemeinderat eine zusätzliche Koordinierungsstelle zur Bearbeitung des Themas Ernährung unter dem Gesichtspunkt Klima beschlossen. Angedacht ist, dass diese Koordinierungsstelle die strategische Konzeption des Themenfeldes mit städtischen und externen Akteuren (zum Beispiel Ernährungsrat) koordiniert und in diesem Zusammenhang beispielsweise auch Konzepte prüfen und entwickeln könnte, inwiefern sich die Stadt mit einem akzeptablen Kosten-Nutzen-Verhältnis über so genannte „Fairteiler“ bei der Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung einbringen kann.
wird teilweise umgesetzt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Stuttgart gibt es bereits verschiedene, ehrenamtlich betriebene Fairtailer (https://foodsharing.de/?page=fairteiler&bid=48). Das Leerstands- und Zwischennutzungsmanagement der städtischen Wirtschaftsförderung kann Initiativen bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten unterstützen.

Eine neue Förderung zur Deckung von Ausgaben des regelmäßigen Betriebs (zum Beispiel Miete oder Personalkosten) einer solchen Einrichtung bedarf eines Beschlusses des zuständigen gemeinderätlichen Gremiums. Im Jahr 2020 hat der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart beispielsweise eine institutionelle Förderung (Personalkostenförderung) für Raupe Immersatt e.V. beschlossen. Die Zuwendung ist für den Betrieb und zur Weiterentwicklung eines Foodsharingkonzepts bestimmt.

Im Zuge der pädagogischen Beratung des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) an Schulen und Kindergärten wird bereits die Verschwendung von Lebensmitteln thematisch aufgegriffen. Entsprechende Ressourcen vorausgesetzt, kann dieses Angebot gegebenenfalls künftig weiter intensiviert werden. Das Potential für darüberhinausgehende Inhalte wie zum Beispiel einer Funktionseinheit, die die bereits bestehenden Angebote gewerblicher Anbieter, Tafeln und privaten Endverbrauchern übergeordnet betreiben soll, besteht beim AWS in dieser Form aktuell nicht. Die Sensibilisierung von Unternehmen über die Bedeutung von Lebensmittelverschwendung und die Möglichkeiten zur Vermeidung ist keine klassische Aufgabe einer öffentlichen Verwaltung und wird bei der Landeshauptstadt Stuttgart aktuell auch nicht durch eine freiwillige Leistung abgedeckt. Die gezielte Unterstützung einer nachhaltigen Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung würde zunächst die Erstellung einer inhaltlichen Gesamtkonzeption voraussetzen.

Kommentare

15 Kommentare lesen

Die Supermärkte - besonders REWE - sollten verpflichtet werden bei Foodsharing zu kooperieren.

Weniger Lebensmittel wegzuwerfen kann sogar wirtschaftlich sein, da so geringere Müllkosten entstehen. Zusätzlich zu so etwas wie Foodsharing können Supermärkte auch eine and MHD angespasste Preisgestaltung machen, was zu weniger abgelaufenen Waren führt.

Ich bin selbst aktiver Foodsaver bei Foodsharing und Betriebsverantwortlicher für mehrere Betriebe. Die Stadt/Städte sollten mehr gegen die Lebensmittelverschwendung vor Ort tun und ich fände es klasse, wenn sie dies nicht nur per LMÜ tut, sondern auch aktiv Bereiche für FairTeiler o.a. zur Verfügung stellen. Davon haben alle Bürger der Stadt was, egal ob arm oder reich. Und das ist es doch, was eine Stadt tun sollte - für alle ihre Bürger da sein, oder?

Das Ausmaß an weggeworfenen Lebensmittel ist erschreckend. Es kann nicht sein, dass es Menschen gibt, die hungern müssen und wir werfen so viele Lebensmittel weg. Die Stadt Stuttgart könnte hier als Vorbild agieren und den Lebensmittelhandel dazu auffordern, ihre Lebensmittel zu spenden. Der Lebensmittelhandel spart sich die Müllkosten und die Lebensmittel werden nicht weggeworfen, sondern noch gegessen. Für mich ist das eine Win-Win-Situation.

Eine großartige Sache und tolles Bürger-Engagement!
Weltweit wird in Summe eine Fläche von der Größe Chinas umsonst bewirtschaftet, da deren Ertrag im Müll landet!

Auf dem Weg zur Klimaneuträlität muss sich die Stadt auch dem Thema der Lebensmittelverschwendung annehmen, da aktuell 1/3 bis 1/4 der genießbaren Lebensmittel in der Tonne landen. Dieses hierbei verursachten THG-Emissionen müssen zwingend eingespart werden. Die Stadt sollte in ihrem THG-Monitoring ebenfalls eine entsprechende Kategorie mit aufnehmen und die Menge der weggeworfenen Lebensmittel innerhalb der Stadtgrenzen erfassen mit dem Ziel diese zu minimieren.

Eine Stadt wie Stuttgart kann es sich schlicht nicht leisten, den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung nicht zu unterstützen - für unsere Gegenwart und Zukunft, für das Klima, für die MENSCHEN

Die Lebensmittelverschwendung ist die Nebenwirkung einer linksideologischer Diskussion(damals Verfalldatum) in den 70er Jahren, als der heimischen Industrie unterstellt wurde, minderwertige Ware zu produzieren. Man wollte den wirtschaftlichen Rückstand des Ostblocks nicht zu groß werden lassen.

Lieber Herr Groß, was hat eine angeblich "linksideologische Diskussion" aus den 70er Jahren damit zu tun, daß in unserer heute mehr denn je kapitalistisch orientierten Wirtschaftsweise alles auf Massenproduktion, billig und Hauptsache Gewinn getrimmt wird, egal welche Folgen es für Umwelt und Klima hat? Denn die Kosten für die Schäden trägt ja die Allgemeinheit, nicht die Gewinner*innen des ungehemmten Wachstums. Aber abseits von solch theoretischen Überlegungen ist es mir und vielen Lebensmittelretter*innen einfach wichtig, in der gelebten Praxis was zu verändern und damit auch im Bewußtsein der Menschen.

Lieber Herr Silberborst, ich gebe Ihnen schon recht und bedanke mich bestens für Ihr Engagement. Das Bewußtsein der Menschen wird halt leider zentriert gesteuert von den Investoren im Hintergrund, welche auch unsere Regierung aufstellen und wir nur über die Werbespots vor Wahlen abzustimmen haben.

Die UNO hat es ausgerechnet: Pro Erdenbürger*in landen jedes Jahr 121kg der weltweit verkauften Lebensmittel im Müll. Macht nur für Stuttgart mehr als 73 Tausend Tonnen! Damit könnte manches hungrige Menschenkind gut satt werden. Und die Ersparnis an CO², Wasser, Ackergiften etc. noch gar nicht angedacht....

Anstatt seitens der Behörden immer härtere Auflagen und unnötigen bürokratischen Aufwand zu erzeugen, wäre Dankbarkeit, Wertschätzung und Unterstützung für das unglaubliche und ehrenamtliche Engagement der vielen Retter:innen angebracht!
Das fordernde und rücksichtslose Auftreten unseres Bürokratiemonsters finde ich anmaßend und destruktiv!
Hier wird aktiv und nachhaltig Klimaschutz betrieben - die Antwort der Bürokraten lautet Auflagen, Forderungen, Drohungen...
Jedes Jahr wird allein in Deutschland eine Fläche von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland zusammen umsonst bewirtschaftet, nur um deren Erträge weg zu werfen.
Oder in Tagen: 120 Tage im Jahr arbeiten unsere Lebensmittelerzeuger für die Mülltonne!
(Quelle: Infografik S.131 aus GEO 02/21)

Herr Groß, gestatten Sie mir die Frage. Was haben Ihre Verschwörungsmythen mit dem Thema zu tun?

@K.A.Lauer. Nach 71 Jahren bin ich nicht mehr auf Mythen angewiesen ; es genügt die aufmerksame Beobachtungsgabe. Wir dürfen seit über 40 Jahren über Umweltschutz diskutieren, aber es wird nichts zum Schutz unternommen. Mit den Umwelttechniken als Alibi wurden dennoch die Produktionszahlen gesteigert. Das verantwortet nicht der Konsument sondern der die bezahlte Werbung einsetzt.

Herr Groß, dann haben wir mit gerade mal knapp drei Jahren Differenz eine überwiegend andere Wahrnehmung. Werbung hat mich im Übrigen noch nie interessiert, geschweige denn beeinflusst.