Schutz vor der wachsenden Elektrosmog-Belastung

|
Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
|
Thema: 
Energie, Umwelt
|
Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

121
weniger gut: -79
gut: 121
Meine Stimme: keine
Platz: 
782
in: 
2011

Umweltpolitik im Stadtgebiet: Schutz vor der wachsenden Elektrosmog-Belastung
Die Stadt Stuttgart leitet zu den neuen Kommunikationstechnologien (Handys, Mobilfunkmasten) eine Vorsorgepolitik mit folgenden Maßnahmen ein:
• In allen öffentlichen Einrichtungen werden Dauerstrahlung erzeugende kabellose Verbindungen wie DECT-Telefone, WLAN Anschlüsse vermieden und durch Alternativen ersetzt. Über diese Alternativen gibt die Stadt Stuttgart einen Ratgeber heraus.
• Im U-Bahnen, S-Bahnen und Bussen werden handyfreie Zonen / Wagen eingerichtet, sowohl um die Belästigungen durch die Gespräche als auch die besonders hohe Strahlenbelastung (Faradayischer Käfig) für die Beschäftigten und Kunden zu minimieren.
• Die Stadt Stuttgart erarbeitet ein Mobilfunkvorsorgekonzept mit dem Ziel, den Antennenwildwuchs einzuschränken und die Strahlenbelastung zu minimieren. Dieses Konzept berücksichtigt sowohl die Versorgung der Bevölkerung mit mobiler Kommunikation als auch die Unverletzlichkeit der Wohnung vor ungewollter Strahlenbelastung.

Begründung:
Die neuen Kommunikationstechnologien Handys, mobiles Internet, DECT-Telefone, WLAN-Verbindungen, neue Mobilfunkmasten u.a. erfassen alle Bereiche des Lebens. Die Belastungen mit elektromagnetischen Feldern steigen dadurch in einem Maße, wie es niemand vorhersah. Das Europäische Parlament, der Europarat, die Europäische Umweltagentur, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und die Versicherungsgesellschaften ordnen diese auf gepulster Mikrowellenstrahlung beruhende Technologie als hohes Gesundheitsrisiko ein. Die WHO hat im Mai 2011 diese Strahlenbelastung erstmals in die Kategorie „möglicherweise krebserregend“ eingeordnet, viele Studien weisen auf Auswirkungen wie Kopfweh, Erschöpfung und andere unspezifische Symptome hin. Unbestritten ist, dass Langzeitwirkungen und die Auswirkungen auf Schwangere, Föten und Kinder noch nicht ausreichend erforscht sind. Die neue Landesregierung hat im Koalitionsvertrag reagiert:
“Konzepte zur Minimierung der Belastung durch elektromagnetische Felder werden wir im Dialog mit Betroffenen erarbeiten. Auf Bundesebene werden wir uns für eine Absenkung der Grenzwerte für elektromagnetische Strahlung einsetzen“. (S. 37)
Der Gemeinderat lässt sich vom Beschluss des Europaparlaments „Die Gesundheitsproblematik in Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern“ (2008/2211(INI) vom 2. April 2009 und der Resolution des Europarates vom 7.05.2011 in seinem Beschluss „Die potentiellen Gefahren durch elektromagnetische Felder und ihre Auswirkung auf die Umwelt“ leiten.

Links zu den angeführten politischen Dokumenten:
Europaparlament: www.der-mast-muss-weg.de/pdf/saatsdokumente/EU_Entschliessung_090402.pdf
Europarat: www.diagnose-funk.org/politik/politik-int/europarat-fordert-kurswechsel.php
Europäische Umweltagentur: www.der-mast-muss-weg.de/pdf/saatsdokumente/eua-vorsorgemassnahmen.pdf
WHO: www.diagnose-funk.org/politik/behoerden-int/iarc-funkstrahlung-moegliche...

Gemeinderat prüft: 
nein

Kommentare

6 Kommentare lesen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist hier nur wieder mal (über-)vorsichtig und will nicht von vorneherein jedes Gesundheitsrisiko ausschließen. Ich bringe mal ein drastisches Beispiel einer WHO-Klassifikation: danach sind fast alle Deutschen Alkoholiker, denn nur solche Menschen, die nur sehr selten und unregelmäßig (Trend maximal einmal pro Monat) sowie dann in geringen Mengen (<=0,3l Bier o.ä.) trinken, werden als Nichtalkoholiker eingestuft. Das entspricht sicher nicht dem gesellschaftlichen Konsens dieser Bezeichnung. Zu vielen unseriösen Studien s. Antrag Nr. 753 meinen Kommentar dort.

Das Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern untersuchte 2007, ob ein Zusammenhang zwischen der Herkunft der Gelder und dem Ergebnis einer Studie existiert. Man untersuchte 59 Studien (zwischen 1995 bis 2005) zu gesundheitsrelevanten Effekten der Mobilfunkstrahlung und kam zum gleichen Schluss : Studien, die nicht von der Industrie finanziert wurden, fanden 10mal häufiger statistisch signifikante Effekte als solche die rein von der Industrie finanziert wurden. Die Unterschiede konnten laut Mitautor Prof. Matthias Egger nicht mit der Methodik oder der Studienqualität erklärt werden. Sie müssten vielmehr auf die unterschiedliche Finanzierungsart zurückgeführt werden.
Huss A., Egger M., Hug K., Huwiler-Müntener K., Röösli M.,: "Source of funding and results od studies of health effects of mobile phone use: Systematic review of experimental studies.", Environ Health Perspect 2007; 115 (1): 1 - 4,doi:10.1289/ehp. 9149.
Originaltext auf: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1797826/?tool=pubmed

Im EMF-Portal der Bundesregierung wird zum Stichtag 27.6.2011 die Zahl von 798 mobilfunkrelevanten Studien registriert. Von diesen Studien hat die Verbraucherorganisation Diagnose-Funk bisher 107 Studien als solche mit gesundheitsgefährdendem Potential klassifiziert, die allesamt höchste wissenschaftliche Kriterien erfüllen - siehe dazu www.mobilfunkstudien.de. Diese Einordnung wurde für Diagnose-Funk von Wissenschaftlern vorgenommen.
Nur ein Beispiel zur Wirkung der Handystrahlung: von zur Zeit 24 Studien zur Frage der Unfruchtbarkeit bei Männern durch Handystrahlung kommen 20 zu dem Ergebnis, dass die Strahlung schädigend wirkt. Ich rate Orca, den Beschluss des Europarates einschließlich des Rapports des Berichterstatters genau zu lesen. Link zur deutschen Übersetzung siehe Antrag.

Unbedingt unterstützenswert! Die Extra-Wagen in der U-Bahn kosten nichts, aber verändern vielleicht das Bewußtsein der arglosen Mehrheit: je jünger die Kinder sind, umso argloser gehen sie mit Handys um und umso größer ist ihr Risiko.

Je geringer die Dichte der Sendemasten, umso stärker ist die notwendige Sendeleistung der Geräte in Ihrer Hosentasche oder der des Nachbarn. Damit steigt die Belastung für den Einzelnen direkt an. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ausrüstung der U-und S-Bahn mit kleinen Funkzellen, die den dort transportierten Handys ein Netz anbieten. Damit muss keines der 100 Handys in der Bahn verzweifelt auf voller Sendeleistung (dann etwa 200Watt) nach einem Funknetz im Tunnel suchen. In den Haltestellen übernehmen dann wieder stationäre Netze.

Schlägertypen würden sich freuen, wenn niemand mehr per Handy Hilfe rufen kann. Spätestens bei nächsten Überfall auf S-Bahn-Fahrgäste wird man diesen Vorschlag ad acta legen. Wie war es denn in München? Dort hat die rot-grüne Rathausmehrheit die Mobilfunkversorgung in der U-Bahn abgelehnt. Als 2007 ein Rentner halbtot getreten wurde, haben die Verantwortlichen so schnell ihre Meinung geändert wie Merkel nach Fukushima.
http://www.teltarif.de/handy-mobilfunk-u-bahn-muenchen/news/35714.html

Hallo Herr Gärtner, Ihre Überlegung ist richtig. Handyfreie Wagen schließen ja nicht aus, dass in einem Notfall dort telefoniert werden darf. Wichtig scheint mir allerdings, dass für Notfälle in jedem Wagen ein Kommunikationssystem mit dem Fahrer besteht, durch das er in Notfällen sofort benachrichtigt werden und anhalten kann, um über die Leitstelle Maßnahmen einleiten zu können. Den Fahrer erreichen Sie mit dem Handy nicht. Durch handyfreie Wagen könnten Elektrosensible wieder diese Verkehrsmittel benutzen.