Förderung der freien Kulturszene

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Kultur
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

261
weniger gut: -65
gut: 261
Meine Stimme: keine
Platz: 
69
in: 
2011

Neben Staatstheater, Philharmonikern und SWR hat Stuttgart jede Menge kleinere, nicht dauerhaft öffentlich geförderte Kulturbetriebe, zum Beispiel Kulturcafé Merlin, Laboratorium, die jährlich neu ihre (geringen) Fördergelder beantragen müssen und sich nur durch viele ehrenamtliche Mitarbeiter tragen können.

Diese Kulturbetriebe ermöglichen eine Vielfalt der Szene, die zur Lebendigkeit und Attraktivität der Stadt beiträgt. Das gilt es zu schützen und zu erhalten durch ein gerechteres System der Kulturförderung!

Gemeinderat prüft: 
ja
Stellungnahmen und Beschlüsse
Umsetzung: 

Durch Umschichtung wurden 180.000 Euro für die Freie Tanz- und Theaterszene zur Verfügung gestellt.

Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Mittel von jährlich 90.000 € zur dauerhaften Aufstockung des Innovationsfonds Theater wurden formal beschlossen und stehen ab 2012 zur Verfügung. Weitere Mittel für die Koordination und Öffentlichkeitsarbeit konnten in Höhe von 10.000 € umgesetzt werden. Darüber hinaus zusätzlich erforderliche Mittel von 80.000 € müssten ggf. aus dem vom Gemeinderat beschlossenen zusätzlichen Budget Kulturförderung in Höhe von 400.000 € bereitgestellt werden, über dessen Verteilung aber noch nicht entschieden wurde. Grundsätzlich gilt, dass die Budgetierung für die Institutionellen Förderungen alle zwei Jahre im Rahmen der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart festgelegt und beschlossen wird. Daher ist es nicht erforderlich, in jedem Jahr neu eine Entscheidung über die generelle Förderung und die Fördersumme herbeizuführen. Hierdurch wird den Einrichtungen eine finanzielle Planungssicherheit garantiert, die für ihre Arbeit essentiell ist.
Gemeinderat entscheidet später

Stellungnahme der Verwaltung: 

Die Stadt Stuttgart fördert die soziokulturellen Zentren Merlin, Laboratorium und KKT (Kulturkabinett – ehemals Kommunales Kontakttheater Stuttgart) seit vielen Jahren institutionell. Im Jahr 2010 wurde außerdem die Rosenau (zunächst befristet für 2 Jahre) neu in die Förderung aufgenommen. Die institutionelle Förderung der einzelnen Einrichtungen betrug 420.300 EUR im Jahr 2010, davon entfielen 192.600 EUR auf das Merlin, 107.100 EUR auf das KKT, 85.600 EUR auf das Laboratorium sowie 35.000 EUR auf die Rosenau.

Die Budgetierung für die Institutionellen Förderungen wird alle zwei Jahre im Rahmen der Haushaltsberatungen für den Doppelhaushalt der Stadt Stuttgart festgelegt und beschlossen. Daher ist es nicht erforderlich, in jedem Jahr neu eine Entscheidung über die generelle Förderung und die Fördersumme herbeizuführen. Hierdurch wird den Einrichtungen eine finanzielle Planungssicherheit garantiert, die für ihre Arbeit essentiell ist.

Im Rahmen der Projektförderung werden darüber hinaus in jedem Jahr zahlreiche Projekte der freien Kulturszene finanziell unterstützt. Hierüber wird jährlich neu entschieden, sodass in der Kulturförderung neue Tendenzen aufgegriffen werden können und auch Akteure profitieren, die nicht dauerhaft institutionell gefördert werden. Die Projektförderung erfolgt in den Fachbereichen Bildende Kunst / Medienkunst, Darstellende Kunst, Musik, Literatur, Film. Interkultur und Soziokultur. Insgesamt standen hierfür in den Jahren 2010 und 2011 jeweils 595.900 EUR zur Verfügung. Eine Auflistung der in den vergangenen Jahren geförderten Kulturprojekte kann unter den jeweiligen Fachbereichen auf der Website der Stadt Stuttgart eingesehen werden: www.stuttgart.de/kulturfoerderung.

Verweis auf Haushaltsanträge der Gemeinderatsfraktionen: 
411 (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), 538 (SPD)

Kommentare

11 Kommentare lesen

Freie Kulturszene sollte nicht von Steuergeldern finanziert werden. Die Künstler sollten sich selbst finanzieren, da viele Menschen diese Kultureinrichtungen gar nicht nutzen.

Zum Kommentar von: Diane; 30.06.11

Es gibt allerdings auch ausreichend etablierte städtisch-kulturelle Einrichtungen die mit Steuergeldern finanziert werden und die auch nicht jeder oder jede von uns Bürgern nutzt. Man könnte ihr Argument also auch umdrehen. Eine Förderung der freien Kulturszene hätte den Vorteil die Vielfalt des kulturellen Angebots zu steigern.

Sehe ich auch so, man schaue sich doch nur einmal die vielfältige Kulturszene in London an, die größtenteils komplett ohne öffentliche Mittel auskommt.

Die Staatstheater finanzieren sich zu 20% aus Ticketverkäufen, der Rest ist Subvention (43 Mio./Jahr). Die Oper beispielsweise hat aber einen Altersdurchschnitt von ca. 65, erreicht also beiweitem nicht alle Bevölkerungsschichten. Es wäre also tatsächlich wünschenswert, auch die breite Masse der kleineren Kultureinrichtungen (z.B. auch die Freien Theaterensembles) dauerhafter zu fördern, davon profitieren dann letztendlich auch unsere prima Leuchttürme wie Staatstheater, RSO etc.

Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, einen Förderungsfond aufzulegen, um auch mehrjährige Finanzierungen und damit Planungssicherheit für die kleineren zu ermöglichen.

Es könnte ja auch eine nicht-finanzielle Unterstützung geben. Den Vorschlag, die Zwischennutzung leerstehender Bausubstanz unbürokratischer zu gestalten, finde ich hervorragend (siehe dort).

Natürlich wird auch die etablierte Kunstszene aus Steuergeldern finanziert. Aber die Philharmoniker, die Oper, das Ballett ... das ist hohe Kunst. Vielfalt alleine ist kein Qualitätsmerkmal. Ich habe schon oft erlebt, dass Künstler sehr keck gegenüber öffentlichen Institutionen auftreten und fordern, fordern, fordern. Gleichzeitig reklamieren sie für sich die Freiheit der Kunst. Beides gibt es nicht: entweder frei, aber dann auch frei von Subventionen. Oder nicht frei, dann muss ich aber auch so ein Programm machen, dass das Publikum interessiert und nicht nur für 10 Leute.

@Diana "hohe Kunst" ist auch kein Qualitätsgarant. Was zeichnet Qualität von Kunst aus? Massentauglichkeit eher nicht. Auch habe ich bei den freien handwerklich und künstlerisch qualitativ besseres Theater gesehen. Und wie ist das mit dem Bildungsauftrag der öffentlichen Hand. Tragen dazu nicht auch die "freien" Gruppen bei? Gibt es nicht auch etablierte freie Gruppen? Noch viele andere ähnlich gelagerte Fragen stellen sich mir bei solch einem Kommentar zu dem ich mir einen Kommentar eigentlich verkneifen möchte. Es lebe die Vielfalt der Kunst.

@Diane. Wenn du da negative Erfahrungen mit Künstlern gemacht hast, ist das schade. Ich bin mir sicher, dass die meisten Kulturschaffenden dankbar sind über öffentliche Unterstützung. Wenn sie Unterstützung fordern, haben sie allerdings Recht. Es ist Aufgabe des Landes und der Gemeinden das kulturelle Leben zu fördern, gleichzeitig soll dabei die Unabhängigkeit der Träger erhalten bleiben (Art. 3c der Landesverfassung). Unabhängig und gefördert ist nicht nur möglich, sondern sogar das was unsere Verfassung fordert. Wohlgemerkt, es soll "das kulturelle Leben" gefördert werden, und nicht eine bestimmte Gruppe von Angeboten und Einrichtungen. Kunstfreiheit bedeutet genau, dass dem Staat eine inhaltliche Bewertung kultureller Angebote nicht zusteht, daher muss er eine große Bandbreite an Angeboten fördern, auch Kulturvereine.

Macht mehr interessante Kultur. Dann trägt die sich auch von alleine.
Am Interesse der Leute ausgerichtet.

"Kultur" ist nicht nur Theater und Konzert. Bitte auch an die Büchereien denken, auch da gibt es Nischenanbieter, die sich - im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen und Kreisen - ohne Förderung durchschlagen müssen. Hier geht es nicht um Millionen wie beim Staatstheater, da kann mit drei- oder vierstelligen Beträgen viel bewirkt werden.

ich denke, es geht bei dem Antrag eher darum, den kleinen Kultureinrichtungen den Zugang zu den städtischen Töpfen nicht immer noch schwerer zu machen und sie bei den kleinen Problemen des öffentlichen Lebens zu unterstützen, damit sie uns - auch in unserer Nähe - erhalten bleiben und weniger darum, mit einer Gießkanne Geld über alle zu schütten.
Bei unserer Hochkultur geht es dagegen auch um den Erhalt von Arbeitsplätzen und es wäre vielleicht wünschenswert, dass es auch da Unterstützer gäbe, die dem höheren Anspruch entsprechend etwas in den Spendenhut würfen, wie es häufig schon in der freien Szene geschieht, um nicht immer dem Vorwurf der großen Subvention ausgesetzt zu sein.