Kostenloser öffentlicher Nahverkehr

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Busse, Bahnen (ÖPNV)
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis:

155
weniger gut: -66
gut: 155
Meine Stimme: keine
Platz: 
346
in: 
2011

Fahrpreissenkung im öffentlichen Nahverkehr

Im Juni haben SSB und VVS die Grundsatzentscheidung für eine erneute Fahrpreiserhöhung ab Januar 2012 getroffen. Diesmal um 2,9%. Mit den Kürzungen im Doppelhaushalt 2010/11 hat der Gemeinderat die städtischen Mittel für das School-Abo gekürzt. Ein Verbundpass für Schüler für eine Zone kostet seit Januar 2011 39,90 Euro. Das ist eine Preiserhöhung von 112% seit 2002 (18,80 Euro).

Die Stadt Stuttgart gibt insgesamt mehr als 1 Milliarde Euro für S 21 aus. Aber 15.000 Stuttgarter Kinder und Jugendliche, die in Hartz-IV-Verhältnissen leben, können sich noch nicht mal die Schulfahrt mit der Straßenbahn leisten. Der Hartz-IV-Satz für Kinder sieht für Straßenbahnfahrten gerade mal den Betrag von 8,09 Euro vor.

Die Zunahme von Straftaten in Stuttgart im Jahr 2009 geht laut Polizeibericht auf das Konto der sogenannten „Leistungserschleichung“, sprich Schwarzfahren. Aber nicht die Schwarzfahrer sind kriminell, sondern diejenigen, die unbezahlbare Fahrpreise beschließen.

Die hohen Fahrpreise halten Leute vom Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV ab. Der stadtzerstörende und krankmachende Autoverkehr nimmt weiter zu und verursacht enorme gesellschaftliche Kosten. Nach jüngsten Berichten summieren sich die Staus auf den Autobahnen und Bundesstraßen in der Region Stuttgart auf 13.000 km jährlich (STZ 21.6.2011). Welch ein Wahnsinn!

Wir brauchen einen radikalen Umstieg vom Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr. Nicht in der Produktion von noch mehr (Elektro-)Autos, sondern in der Produktion von umweltfreundlichen auf erneuerbaren Energien gestützte Verkehrstechnologien des öffentlichen Verkehrs liegt die Zukunft.

Und wir brauchen Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr. Wie erfolgreich das sein kann, zeigt die belgische Stadt Hasselt. Dort wurde in den 80er Jahren eine Umgehungsstraße gebaut. Sie sollte die Innenstadt vom Autoverkehr entlasten, tat es aber nicht. Deshalb sollte ein dritter Autoring gebaut werden. Dazu kam es nicht. Es gab eine Protestbewegung und einer ihrer Vertreter kandidierte zum Bürgermeister. Er gewann die Wahl und revolutionierte das örtliche Verkehrssystem. Die Benutzung der Stadtbusse ist in der flämischen Stadt mit 70.000 Einwohnern seit 1997 kostenlos. Das Netz wurde ausgebaut, die Takte verkürzt. Zug um Zug wurden Parkplätze gestrichen, Straßen zurückgebaut, Fußgängerzonen eingerichtet. Für Fußgänger und Radfahrer wurde zusätzlich ein sogenannter „Grüner Boulevard“ angelegt. Auf den Park-und-Ride-Plätzen außerhalb der Stadt ist Parken kostenlos. Die Shuttle-Busse von dort verkehren ebenfalls zum Nulltarif. Im ersten Jahr des Nulltarifs 1997 stieg in Hasselt die Fahrgastzahl von 360.000 auf 1,5 Mio. und 2008 waren es 4,5 Millionen. Die weitgehend autofreie und verkehrsberuhigte Innenstadt ist das menschen- und umweltfreundliche Kontrastprogramm zu den verstopften Straßen davor, zu Abgasen, Feinstaub und Verkehrslärm.

Gemeinderat prüft: 
nein

Kommentare

5 Kommentare lesen

Auch wenn der Nahverkehr für die Nutzer umsonst sein sollte, irgendwer sollte ja die Bahnen, deren Unterhalt und die Fahrer bezahlen. Wer macht das denn in Hasselt?
Wenn Sie dafür sind, für die Gegenfinanzierung Steuern zu erhöhen, würde mich interessieren, welche?

Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Personennahverkehr_in_Hasselt
Wenn die Mehrheit den ÖPNV nutzt, reduziert sich der Verkehr auf den Straßen. Dadurch sinken die Instandhaltungskosten für Straßen. Investitionen für Neubau entfallen weitgehend. Mit dem hier gesparten Geld finanziert sich der Nulltarif.

Man könnte diese Projekt neben der Ersparnis durch die Reduzierung des Straßenverkehrs auch noch die Einnahmen einer Stadtmaut für Nicht-Stuttgarter dazuschießen.

Die SSB nimmt 187 Millionen Euro für Fahrkarten ein. Dafür geht aber ein beachtlicher Teil für Automatenunterhaltung, für Fahrkartenkontrolleure und das Tarifsystem selbst drauf. Dieses Geld könnte man schon mal sparen. Wie in Hasselt sollte man auf den Bau von idiotischen Projekten wie S 21 ( 1 Milliarde städtischer Gelder) oder den Rosensteintunnel (193,46 Mio)verzichten. Für die Unterhaltung von Straßen gibt die Stadt Stuttgart 128 Millionen im Jahr aus. Diese Aufwendungen könnten durch einen gut ausgebauten öffentlichen Verkehr drastisch reduziert werden und stünde zu einem beachtlichen Teil für den ÖPNV zur Verfügung. Zusätzlich kann die Stadt die Gewerbesteuer erhöhen. Stuttgart hat mit 420 Punkten die mit Abstand niedrigste Gewerbesteuer. Frankfurt und München haben z.B. 490 Punkte.

Nun hat Hasselt nur Busse im Einsatz, was längst nicht so viel Geld kostet, wie der Unterhalt von Schienennetzen wie U- oder gar S-Bahn in Stuttgart. Insofern hinkt der Vergleich schon etwas. Auch die baulich/topographischen Voraussetzungen sind hier in Stuttgart viel schwieriger, durch die Kessellage mit Höhenunterschieden von mehr als 200 Meter im Stadtgebiet. Allerdings lohnt sich eine Überprüfung einer solchen Lösung dennoch; auch wenn ohne den Verband Region Stuttgart und den VVS das nicht möglich ist. Außerdem ist Hasselt nur eine Mittelstadt mit kaum mehr als einem Zehntel der Einwohner Stuttgarts.

Einen ähnlichen Vorschlag hatten wir auch schon: Nr. 1056.