Plastikmüll reduzieren und Einwegplastik abschaffen

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Abfallentsorgung
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Wirkung: 
Sparidee

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

801
weniger gut: -68
gut: 801
Meine Stimme: keine
Platz: 
59
in: 
2019

Die weltweiten Müllberge nehmen immer mehr zu. Wir Deutschen sind zwar Recycling-Weltmeister, aber auch ganz oben, wenn es um die Müllproduktion geht. Das sieht man auch vermehrt in Stuttgart. Der Plastikmüll ist auch bei uns ein großes Thema. Ein Verbot von Einwegplastik (Plastikbecher und Geschirr, Plastiktüten im Supermarkt an der Gemüsetheke und mehr) in Stuttgart setzt ein Zeichen für eine umweltbewusste Stadt.

Umsetzung und Prüfung
Ergebnis Haushaltsberatungen: 
Der Vorschlag wurde von keiner Gemeinderatsfraktion beantragt.
Von keiner Gemeinderatsfraktion beantragt

Stellungnahme der Verwaltung: 

Die EU hat ein Verbot von bestimmten Plastikartikeln auf den Weg gebracht und dafür eine Richtlinie erlassen. Im Jahr 2021 (zwei Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie) werden Kunststoffeinwegprodukte, für die es Alternativen aus anderen Materialien gibt, verboten. Dazu zählen Wattestäbchen, Plastikbesteck und -teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonhalterungen sowie Becher und Essensbehälter für den Sofortverzehr aus Polystyrol; Produkte aus oxo-abbaubaren Kunststoffen soll es gar nicht mehr geben. Für die Stadt gibt es darüber hinaus keine gesetzliche Grundlage für ein Verbot dieser Artikel.

Derzeit gibt es auch keine rechtliche Grundlage für eine Abgabe auf Einweggeschirr bzw. Pappbechern, um so das Aufkommen an diesen Behältnissen zu reduzieren.

Am 1. Juli 2016 ist eine Vereinbarung zwischen dem Bundesumweltministerium und Vertretern des Handels in Kraft getreten, die die Zahl der Plastiktüten eindämmen soll. Sie besagt, dass bis zum Jahr 2018 mindestens 80 Prozent der von den teilnehmenden Unternehmen sowie der Mitgliedsunternehmen der Verbände in Verkehr gebrachten Kunststofftüten Geld kosten. Wie viel Geld, bleibt dem Handel überlassen. Mit der Vereinbarung zur Reduktion von Kunststofftragetaschen zwischen dem Handelsverband Deutschland (HDE) und dem Bundesumweltministerium setzt Deutschland die EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle von 2015 um. Der HDE verpflichtet sich damit zur Verringerung der Zahl von leichten Kunststofftragetaschen bis 31. Dezember 2019 auf höchstens 90 und bis 31. Dezember 2025 auf höchstens 40 Kunststofftragetaschen pro Einwohner und Jahr. Die Handelsunternehmen können die Vorgaben entweder durch eine Tütengebühr oder durch den völligen Verzicht auf Einwegtragetaschen umsetzen. Der Verbrauch von Plastiktüten in Deutschland ist 2017 gesunken. Nach Auskunft des Handels wurden insgesamt 1,3 Milliarden Kunststofftragetaschen weniger in Umlauf gebracht als noch 2016 (2,4 Mrd.). Das entspricht einem Pro-Kopf-Konsum von 29 Tragetaschen pro Jahr (2016: 45).

Auf den ersten Blick scheinen Papiertüten eine geeignete Lösung zu sein, schneiden in Ökobilanzen aber kaum besser ab als konventionelle Plastiktüten. Die Herstellung von Papier ist mit einem hohen Energie- und Wasserverbrauch verbunden. Zudem werden auf Grund der Belastung der Taschen die Zellulosefasern chemisch behandelt. Papiertüten haben allerdings den Vorteil, sich in der Natur schneller zu zersetzen. Am besten für die Umwelt ist daher immer noch der wiederverwendbare Einkaufsbeutel, der möglichst lange benutzt wird, oder ein Einkaufskorb.

Die Stadt Stuttgart führt im Spätsommer 2019 ein Mehrwegbecherpfandsystem ein. Den Zuschlag zur Umsetzung hat die Firma reCup erhalten, die bereits in zahlreichen umliegenden Kommunen tätig ist. Gemeinsam mit einer Fachjury, bestehend aus Vertretern von Bäckereien, Systemgastronomen, Forschung und Wissenschaft hat man sich in einem wettbewerblichen Verfahren für reCup entschieden. Die nächsten Schritte zur Umsetzung wie das Becherlayout, die Marketingkampagne und Gespräche mit potentiellen Teilnehmern des Systems werden zeitnah angegangen. Zum jetzigen Zeitpunkt beabsichtigen bereits einige Mitglieder aus der Fachjury sich am System zu beteiligen, dies sind: coffreez GmbH, Bäckerei Konditorei Cafe Walter Nast, Bäckerei und Konditorei Treiber GmbH, City Initiative Stuttgart e.V., DB Netze DB Station&Service AG, Hochland Kaffee Hunzelmann GmbH und Co. KG, Mc Donald`s, Siegel Backkultur GmbH & Co. KG, Studierendenwerk Stuttgart, YORMA`S AG. Dienstleistungen wie Spüldienstleistungen, eine lokale Transportlogistik sowie Rücknahme- (Ausgabe) Automaten werden berücksichtigt.

Kommentare

7 Kommentare lesen

Was den Müll angeht, haben Sie Recht.
Doch: Was genau hat die Stadt Stuttgart damit zu tun und warum ist das eine Sparidee?

Finde ich super, weiß aber auch nicht was Stuttgart da machen kann? Kann eine Stadt z.B. die unsäglichen Coffee-To-Go Becher verbieten?

Solange der Müll nicht im Meer landet, und das schließe ich für Stuttgart aus, sehe ich keine Notwendigkeit für Verbote. Die Plastikmenge einer Tüte ist doch sehr gering. Da müsste man auch Joghurtbecher etc verbieten. Aber ob das Hin- und Herfahren von Mehrwegbehältern umweltfreundlicher ist, bezweifle ich.
Jeder sollte selbst entscheiden können, wann er Plastik vermeiden möchte und wann nicht. Wichtiger wäre, Nano- und Microplastik in z.B. Duschgels und Zahnpasta zu verbieten. Aber das ist kein Thema für den Bürgerhaushalt.

@Spark123, das stimmt so nicht! In vielen Fällen ist die Verwendung von Mehrweg statt Einweg mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden. Nur ein Beispiel: Für Becher aus Polypropylen wird Erdöl in sehr aufwändigen und naturbelastenden Verfahren gefördert, raffiniert und aus den darin enthaltenen Leichtbezinen gewonnen. Der Transport erfolgt über tausende Kilometer und selbst wenn (was global und selbst Europa-weit keineswegs selbstverständlich ist) der Müll danach verbrannt wird, anstatt im Meer oder Mülldeponien zu landen, ist es immer noch ein fossiler Brennstoff und führt zur Zunahme von CO₂ in der Erdatmosphäre. Mehrweg ist nicht zwingend immer umweltfreundlicher, aber wenn man sich vor Augen führt, welcher Aufwand hinter der Produktion von Plastik steckt, wird klar, dass Aufwand für's Spülen oft weniger belastend für die Umwelt ist.
Zum Thema Mehrweg habe ich einen ähnlichen Vorschlag (Nr. 50006) eingereicht: https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/50006

Es ist sicherlich nicht einfach und unbequem die Vorreiterrolle einzunehmen. Auch eine Stigmatisierung von Plastik möchte ich damit nicht fördern - da bin ich voll bei Ihnen. Plastik ist ja nicht immer schlecht. Allerdings belastet Einwegplastik unser Ökosystem. Um dagegen vorzugehen, haben schon zahlreiche Städte weltweit Einwegplastik (Strohhalme, Plastikbecher, Plastikgeschirr, etc.) verbannt. Das aktuell bekannteste Beispiel ist die Stadt Rostock. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Stuttgart hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen kann.

ja, bitte Einwegplastik abschaffen! oder mindestens Gebührenpflichtig machen (hohes Gebühr), dass viele von den Nutzung abgeraten sind...

@Spark

"Solange der Müll nicht im Meer landet, und das schließe ich für Stuttgart aus, ..."

Sie sprechen hier einen sehr wichtigen Aspekt an; Plastik ist nicht per se zu verdammen, aber es darf auf keinen Fall in der Umwelt und Gewässern landen. Haben Sie belastbare Information, die Ihre Aussage für Stuttgart belegen? Gilt das auch für den gelben Sack oder Industrieabfälle? Und wie sieht es anderswo aus, Müllentsorgung unterscheidet sich stark zwischen den Kommunen. FürInformationen bin ich sehr dankbar!

@ alle

Die Stadt hat übrigens eine Initiative für Mehrweg-To-Go-Becher ausgeschrieben, scheint aber noch zu dauern...

Ein guter Anfang könnte die Gastronome sein, in geschlossenen Räumen braucht man bestimmt kein Einweggeschirr ... da fallen mir insb die Fastfood Ketten ein. Als Verbraucher haben wir auch viel Macht, einfach immer Feedback geben "nö im Plastikbecher nehme ich kein Getränk, sonst gerne"!