Kulturförderung durch die Bürger, nicht durch den Gemeinderat, mittels "Kultur-Guthaben"

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Kultur
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Wirkung: 
Sparidee

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

165
weniger gut: -227
gut: 165
Meine Stimme: keine
Platz: 
2673
in: 
2019

Die Auswahl der von der Stadt Stuttgart geförderten kulturellen Zwecke (Museen, Theater, Festivals, ...) erfolgt durch den Gemeinderat. Besser wäre es, das Budget hierfür mittels eines "Kultur-Guthabens" auf alle Bürger gleich zu verteilen. Die Bürger können dann durch ihren Besuch selbst entscheiden, welche Kultur sie für förderwürdig halten, und welche nicht. Über das "Kultur-Guthaben" sollten zum Beispiel auch Kinobesuche und Musicals besucht werden können, die derzeit im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen nicht gefördert werden. Das Angebot der kulturellen Institutionen würde sich dadurch stärker an den Interessen des Publikums orientieren. Und zudem würde vermutlich weniger für Kultur ausgegeben werden.

Kommentare

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Zitat "Und zudem würde vermutlich weniger für Kultur ausgegeben werden."

Eben, und genau deswegen ist Ihr Vorschlag absolut absurd. Kunst und Kultur ist eben nicht nur, was die breite Masse dafür hält.

@SDWAN: Das ist anmaßend. Alle sollen über ihre Steuern das Vergnügen von wenigen fördern, die für sich in Anspruch nehmen, zu wissen, was Kultur ist.

Also die Grundidee die Entscheidung vom Gemeinderat unabhängiger zu machen find ich erstmal gut. Aber warum sollten private, profitorientierte Wirtschaftsunternehmen (Kino, Musical) vom Kulturhaushalt gefördert werden? Fänd eine indirekte Abstimmung besser: Beispielsweise könnte jeder Bürger 5 Kulturstimmkarten bekommen und an 5 Kultureinrichtungen verteilen und die Förderung wird dann auch daran bemessen wieviele Stimmkarten die jeweiligen Einrichtungen bekommen.

@Spark123: Ich versuche, es nochmals etwas einfacher verständlich zu formulieren:

Es geht nicht nur um das Vergnügen der Zuseher, sondern es geht in erster Linie um die Förderung der vielen, die etwas in nicht kommerzieller Art und Weise tun, was die breite Masse vielleicht nicht für Kunst oder Kultur hält.

Würden Sie Ihren Vorschlag in der Logik zu Ende führen, dann wäre eine Kulturförderung zur Gänze überflüssig. Denn dann würde durch den Besucherstrom der Markt die Sache regeln. Alle anderen gingen dann ein.

Sie schlagen vor, (siehe (Zitat "sollten zum Beispiel auch Kinobesuche und Musicals besucht werden können"), wir sollten die Steuergelder jenen kommerziellen Betrieben zukommen lassen, die auch ohne sie bereits gute Gewinne erwirtschaften. Und das ist, mit Verlaub, ziemlicher [setzen Sie hier ein Schimpfwort Ihrer Wahl ein].

@SDWAN: Davon abgesehen, dass Sie ein arrogantes [hier Schimpfwort Ihrer Wahl einsetzen] sind: Musical und Kinobesuche würden dann genauso verbilligt, wie jetzt schon Theaterbesuche o.ä. Kultur, die kaum einer sehen möchte und die nur überteuert angeboten werden kann, würde verschwinden.

@Spark123 Sie sind offensichtlich der Meinung, dass Sie die Deutungshoheit darüber haben, was Kunst ist und was weg kann. Nichtsdestrotrotz erlangen Sie darüber nicht das Recht hier persönlich beleidigend zu werden.

Das was Ihnen offensichtlich vorschwebt ist ein kultureller Einheitsbrei. Man kann Kultur in Ihrer vielfältigen Ausprägung eben nicht so einfach den Gesetzen des Marktes überlassen. Überspitzt gesagt: Was soll ich mit Schiller oder Händel? Ich will Mario Barth und Helene Fischer!

Ihre Einlassungen würden nur erreichen, dass Kunst und Kultur allgemein nur noch für die gut Betuchten erreichbar wäre. Damit wäre sie dann das, was ihr schon häufig vorgeworfen wird, nämlich elitär. Die Gesellschaft würde ärmer dadurch.

Ich bin gegen jedes Steuergeld für jedwede kulturelle Einrichtung. Siehe hierzu auch https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/53228.

Aber der hier gemachte Vorschlag ist danach einer der besten. Heute entscheiden Politiker, was sie für Kultur halten und wen sie fördern wollen. Musicals und Kinos, die jährlich von Millionen besucht werden, bekommen kein Steuergeld. Dagegen bekommen Einrichtungen, die sich keinem oder zumindest sehr viel geringem Zuspruch erfreuen Geld. Nach dem Motto: Desto uninteressanter du bist, desto mehr Geld bekommst du.

Der Vorschlag würde zumindest einen Teil Freiheit wieder den Bürgern zurückgeben. Deshalb unterstütze ich diesen Vorschlag.

@K.A.Lauer Meine Einlassung auf die Kommentierungen von SDWAN habe ich korrigiert.
Zu Ihrem Kommentar: Ich nehme eben nicht für mich in Anspruch, die Deutungshoheit zu haben. Sie möchten aber die offensichtlich von Ihnen bevorzugten kulturellen Veranstaltungen von der Allgemeinheit gesponsert bekommen. Mit welchem Recht eigentlich? Zudem traue ich meinen Mitmenschen eine gewisse Vielfalt zu. Einen kulturellen Einheitsbrei sehe ich nicht.

Ich weiß, Millionen Fliegen können nicht irren. Aber was zieht die normalerweise an? Demnach wären die YouTube- und Instagram-Kanäle mit Millionen von Followern, in denen Teenies andere mit Ihrem Alltag, ihren Schmink- und Lifestyletipps beglücken ja wahre Horte der Hochkultur.

Staatsgalerie, Schauspielhäuser, Ballett, Naturkundemuseeen etc. alles uninteressant oder kein Bestandteil der Kultur? Wenn die sich rein aus Entrittsgeldern und evtl. aus Spenden von privaten Förderern tragen müssten, dann wäre das für niemand mehr bezahlbar, aber deswegen immer noch für viele weiterhin interessant. Vom internationalen Renommée für Stuttgart mal abgesehen.

Das gleiche betrifft auch die kleinen Kulturbetriebe, die ein gutes und abwechslungsreiches Programm bieten. Bei den begrenzten Platzmöglichkeiten können die über die Eintrittspreise und Getränke- und Speiseverkauf gar nicht ohne öffentliche Förderung auskommen. Wenn alles dies weg muss, weil es es für Sie entweder uninteressant oder keine Kultur ist, dann gute Nacht Stuttgart. Ich jedenfalls habe nichts daran auszusetzen, dass die paar Cent meines Steueranteils in den Kulturtopf gehen, damit eben auch Leute mit kleinem Geldbeutel noch an Kultur teilhaben können. Was glauben Sie denn, wie hoch Ihre monatliche persönliche Steuerersparnis wäre, wenn Kultur nicht mehr gefördert würde?

@K.A.Lauer: "Staatsgalerie, Schauspielhäuser, Ballett, Naturkundemuseeen etc. alles uninteressant oder kein Bestandteil der Kultur?" Wer hat das hier wo genau behauptet? Oder unterstellen sie das einfach? Es geht eben gerade nciht darum, zu definieren, was Kultur ist und was nicht. Das macht ja momentan der Gemeinderat.

"Wenn die sich rein aus Entrittsgeldern und evtl. aus Spenden von privaten Förderern tragen müssten, dann wäre das für niemand mehr bezahlbar..."
Warum nicht? Musicals und Kinos sind auch nicht billig, aber jährlich werden sie dennoch von Millionen besucht. Und ja, wenn ein Angebot kaum Zuspruch erfährt, dann wird es teurer. Das ist logisch. Aber warum soll die Allgemeinheit Angebote finanzieren, für die sich kaum jemand interessiert?

"Was glauben Sie denn, wie hoch Ihre monatliche persönliche Steuerersparnis wäre, wenn Kultur nicht mehr gefördert würde?"
Die Förderung beträgt zig Millionen, Jahr für Jahr für Jahr. Und die Höhe ist vollkommen irrelevant.

@pdv
Ich zitiere aus Ihrem eigenen Beitrag von gestern: "Nach dem Motto: Desto uninteressanter du bist, desto mehr Geld bekommst du."

Noch Fragen?

Und nochmal: Kultur ist mehr als Musical und Kino und darf nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen werden. Kultur ist Allgemeingut und sollte in Ihrer Vielfältigkeit auch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Ob der einzelne das Angebot dann nutzt oder nicht, ist seine persönliche Entscheidung. Aber ich möchte zum Beispiel meinen Enkeln diese Wahlmöglichkeit nicht vorenthalten.

Und mit Verlaub, ich halte Ihre Intention für engstirnig und egoistisch.

@ K.A.Lauer

Zitat " Kultur ist mehr als Musical und Kino und darf nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen werden. Kultur ist Allgemeingut und sollte in Ihrer Vielfältigkeit auch der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Ob der einzelne das Angebot dann nutzt oder nicht, ist seine persönliche Entscheidung. Aber ich möchte zum Beispiel meinen Enkeln diese Wahlmöglichkeit nicht vorenthalten."

Das ist das beste Statement, das man hierzu machen konnte. Danke.

Hier wird der Zweck der Kulturförderung wohl missverstanden.

Rund 8 - 10% der Stuttgarter*innen sind in der Sparte Kultur beschäftigt. Als Landeshauptstadt inmitten einer großen Metropolregion von rund 2 Millionen im S-Bahn-Bereich hält Stuttgart, gemessen an seiner Größe, ein hervorragendes Kulturangebot vor.

Allerdings handelt es sich bei Kulturförderung nicht um ein "Almosen" an Leute, die nichts "Gescheites" machen. Es handelt sich um die einzige Möglichkeit der Kommune im Sinne Ihrer Bürger*innen zu gestalten, was kulturell passiert.

Es ist überhaupt nicht so, dass wir Kunstschaffende von einem Tag auf den anderen Arbeitslos würden, wenn die öffentliche Förderung eingestellt wird. Es würden sich in erster Linie die Rechts- und Organisationsformen in ändern, die den Rahmen unserer Produktionen bilden. Unser Publikum bliebe ja da.
Auch Länder ohne staatliche Kulturförderung verfügen über eine Kulturwirtschaft. Sie verteilt sich bloß anders und richtet sich an ein anderes Publikum.
Der deutsche - übrigens auch ausgesprochen schwäbische - Kulturansatz war es immer, Kultur möglichst für alle in jeder Qualität möglich zu machen. Darum können auch Schüler*innen eine Theatervorstellung besuchen, auch Nachwuchskünstler*innen finden eine Spielstätte und vor allem sind ständig Produktionen möglich die - über die Förderung - danach bewertet werden, was Sie zu einer gelungenen Gesellschaft beitragen, welche Debattenbeiträge sie liefern und nicht danach, was sie an den Kassen einspielen.

Und im Endeffekt - das wird sie jetzt vielleicht ärgern - geht es um die Attraktivität Stuttgarts für die Menschen, die wahrscheinlich in höheren Einkommens- und Leistungsklassen stecken, als Sie selbst. Wenn eine Region von der Leistungsbereitschaft hervorragend ausgebildeter, mobiler, kosmopolitischer Spezialisten abhängt, muss sie Sachen bieten, die "unbezahlbar" sind. Denn Geld finden diese Leute überall. Aber das CitizenKANEKollektiv gibts nur in Stuttgart. Das Interkulturelle Ensemble des Forums der Kulturen gibts nur in Stuttgart. Das Marienplatzfest oder die Stadtlücken gibts nur in Stuttgart. Der neue Banksy hängt alsbald in Stuttgart. Das wegweisende Stadtmuseum, die schönste Bibliothek, die Säule mit dem Loriotmops...

Darüber hinaus sind Kulturinstitutionen ein dicker Standortfaktor. Kunstschaffende ziehen immer Gastronomie und Veranstaltungsbetriebe nach sich. Dort wo die Ateliers sind, dorthin gehen auch die Agenturen, in denen dann die fette Asche gemacht wird. Eine Kulturinstitution kann ein ganzes Quartier beleben und aufwerten mit immensen Effekten für die "harte Wirtschaft". Aber das bewusst steuern, das können wir nur über bewusste Förderung.
Als Beispiel hierzu: Was denken Sie, wie sich die sanierte Wagenhalle auf die Quadratmeterpreise im umgebenden Quartier auswirkt? Die Künstler*innen die dort arbeiten, werden es sich selbst wohl nicht leisten können, sich selbst so nett beim existieren zuzusehen.

Es ist durchaus einzuwenden, nach welchen Mechanismen Kulturförderung vergeben wird. Aber Ihr Vorschlag würde Kulturförderung zur Marketingfrage machen. Es klingt paradox, aber der/die einzelne Abgeordnete ist immer "teurer", als die Wähler*innenstimmen, die er/sie auf sich vereinigt. Plebiszitäre Elemente bringen immer Legitimität, aber sie machen auch die Einflussnahme durch die Elite durchschlagender weil viel günstiger. Sie würden aus komplexen inhaltlichen Fragen eine simple Frage der richtigen Werbung machen.

Ein Beispiel: Wie fänden Sie es, wenn der Staat den Autobahnbau komplett einstellt. Stattdessen bauen private Unternehmen Autobahnen und nehmen Maut dafür. Wie sähe das Netz dann aus? Die A81 hätte 18 Spuren von Bietigheim nach Herrenberg. Dort würde sie dann aber enden. Würden Sie Autobahnen der "Stimme des Einzelnen" überlassen?

Ich habe nun einige Jahren sowohl in komplett ungeförderter Bühnenkunst gearbeitet, als auch sehr wirtschaftlich defizitäre Ideen gefördert bekommen. Letztere Arbeiten waren objektiv "wertvoller", auch wenn es weniger zu verdienen gab.

Angst vor einer Welt ohne Kulturförderung habe ich ehrlich gesagt nicht. Ich würde erwarten, dass es dann vielen Kolleg*innen dann wirtschaftlich durchaus besser geht. Aber ich fänd es sehr schade für Stuttgart. Und aus ehrlich empfundener Solidarität, wär ich traurig für Sie.

Im Bereich der Kulturförderung sehe ich auch dringenden Handlungsbedarf.
Der Bürger hat keine Einflussmöglichkeit mitzuentscheiden, was er für förderwürdig hält.
Wer, wenn nicht der Bürger, als Kultur-Nutzer, sollte darüber entscheiden, was gefördert werden soll?
Derzeit sind es in erster Linie die Kulturproduzenten, bzw. deren Vertreter, die darüber entscheiden, was gefördert wird. Diese verfolgen naturgemäß, nicht unbedingt die Interessen der Bürger, sondern Eigeninteressen.
Kultur ist nicht demokratisch, sollte es aber sein.
Man sollte meiner Meinung nach in erster Linie Kulturprojekte fördern, für die sich die Bürger auch interessieren. Dies ist derzeit leider nicht der Fall, bzw. wird heute ein Großteil der Fördermittel in Projekte gesteckt, für die sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung interessiert.
Umgekehrt erscheint es mir richtiger, d.h. man verwendet einen Großteil der Gelder für Projekte, die den Bürger interessieren und einen entsprechend kleineren Teil in Projekte, für die weniger Interesse besteht.
Aus der Perspektive der meisten Kulturschaffenden, ist dieser Ansatz natürlich bedrohlich, da nur sehr wenige Kulturschaffende diesen Bedarf befriedigen können, oder dazu bereit sind, diesen Bedarf zu befriedigen.
Es sei dahingestellt, ob die Aussage stimmt, dass Kulturschaffende, die ohne staatliche Förderung auskommen, keine richtigen Künstler mehr sind, da Sie sich in gewisser Weise den Zwängen des Marktes unterworfen haben. Ich glaube es nicht.
Fest steht, dass nicht nur im Bereich der Kulturförderung einiges schiefläuft. Lobbyisten haben einen zu großen Einfluss auf unsere Politiker und stören damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ich halte, den Vorschlag eines "Kultur-Guthabens" in Anbetracht der Tatsache, dass die derzeitige Kulturförderung undemokratisch und nicht nachhaltig ist, für besser als „weitermachen wie bisher“.

@Ada
Zitat "Der Bürger hat keine Einflussmöglichkeit mitzuentscheiden, was er für förderwürdig hält."
Falsch. Er fördert durch seine persönliche Nutzung bereits selbst jene Angebote, die er für förderungswürdig hält. Alle anderen werden dann eben aus der Kulturförderung bezuschusst, denn diese Angebote sind für die Bildung und Fortentwicklung von Kunst und Kultur (und damit der Identität unserer Gesellschaft) von immensem Wert. Auch, wenn dieser Wert zum einen nicht von allen erkannt wird und er sich auch ggf. erst Jahre oder Jahrzehnte später manifestiert.

Zitat "Derzeit sind es in erster Linie die Kulturproduzenten, bzw. deren Vertreter, die darüber entscheiden, was gefördert wird."
Falsch. Es sind diejenigen Experten bei der Stadtverwaltung (und auch in Stiftungen etc.) die sich mit Kunst und Kultur sowie dem damit verbundenen Ruf der Stadt sowie mit dem Impact der Förderung auf die Kulturschaffenden sowie auf die Kunst selbst auskennen.

Zitat "Fest steht, dass nicht nur im Bereich der Kulturförderung einiges schiefläuft. Lobbyisten haben einen zu großen Einfluss auf unsere Politiker und stören damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Falsch. Wieso steht denn das fest? Möchten Sie diese abenteuerlichen Thesen bitte mal mit Fakten (z.B. Protokolle, Zeitungsartikel, Gutachten etc.) untermauern? Da zieht es einem ja die Schuhe aus bei so viel Selbstüberschätzung!

Das Beispiel von sajuz mit der Autobahn ist toll. Auf die Kultur übertragen bedeutet dies, daß es in Stuttgart bald nur noch verfettete RTL2-Zuschauer gibt, deren kulturelles Highlight wahlweise der Gang in ein Mainstream-Kino oder die Betrachtung von Graffitti an einer beliebigen Hauswand ist. Warum verfettet? Weil man mit der absolut gleichen aberwitzigen Argumentation auch gleich die Sportförderung noch mit abschaffen kann.

@SDWAN
Zitat „Er fördert durch seine persönliche Nutzung bereits selbst jene Angebote, die er für förderungswürdig hält.“
Falsch. Die öffentlich geförderten Kulturräume sind keine offenen Räume.
Es wird weder öffentlich darüber diskutiert, was gezeigt werden soll, noch öffentlich darüber entschieden, wer die Chance erhält, in die Öffentlichkeit zu treten.
So ist es durchaus möglich, dass Kunst, die von öffentlichem Interesse wäre, in den öffentlich subventionierten Räumen, gar nicht gezeigt wird.
Zitat„ Es sind diejenigen Experten bei der Stadtverwaltung (und auch in Stiftungen etc.) die sich mit Kunst und Kultur sowie dem damit verbundenen Ruf der Stadt sowie mit dem Impact der Förderung auf die Kulturschaffenden sowie auf die Kunst selbst auskennen.“
Zum Teil richtig. Neben den „Experten“ in der Stadtverwaltung und (auch in den Stiftungen) sind natürlich auch die Kunstproduzenten dafür verantwortlich dafür, wie Stuttgart als Kulturstadt in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Es gibt die sogenannte selbstverwaltete Kunsträume, oder Kunstverbände, die zum Teil selbstständig darüber entscheiden oder mitentscheiden was gezeigt wird oder nicht.
Die Entscheidungen, was gezeigt und auch damit gefördert wird ist, findet auch hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Zitat: Falsch. Wieso steht denn das fest? Möchten Sie diese abenteuerlichen Thesen bitte mal mit Fakten (z.B. Protokolle, Zeitungsartikel, Gutachten etc.) untermauern? Da zieht es einem ja die Schuhe aus bei so viel Selbstüberschätzung!
Ich weiß nicht in welcher Welt Sie leben, aber denken Sie nicht, dass die Pharma-, die Agrar-, die Automobillobby etc. unserer Gesellschaft mehr schaden als nutzen. Denken Sie wirklich, dass politischen Entscheidungen im Kulturbereich, frei von Lobbyismus sind?
Dann wünsche ich Ihnen, weiterhin einen guten Schlaf. Jeder Kulturschaffende weiß das, außer er ist Teil einer Gruppe, die durch Lobbyisten vertreten wird und weiß es gar nicht.

@Ada
Ich glaube hier liegt ein Missverständnis vor. Es geht doch hierbei gar nicht um die Förderung von großen Häusern wie Oper, Staatsgalerie und ähnliches. Es geht um Kultur in den Nischen und Zwischenwelten.

Zitat: "Es wird weder öffentlich darüber diskutiert, was gezeigt werden soll, noch öffentlich darüber entschieden, wer die Chance erhält, in die Öffentlichkeit zu treten."

Frage: Wie soll die Öffentlichkeit bitte darüber diskutieren oder gar entscheiden, wenn sie etwas noch gar nicht kennt.
Es muss also immer einen geben, der als erster eine Plattform bietet. Das kann je nach Kunstrichtung eine Kulturkneipe, eine Kleinbühne, ein Kulturzentrum, ein Verlag oder eine kleine Galerie sein. Die Möglichkeiten an eine solche Plattform zu kommen sind genauso verschieden wie die Kunstrichtung selbst, z.B. Klinkenputzen durch den Künstler selbst mit Demo-Material oder vorspielen, durch Zufallsentdeckung in einem Gespräch, ein Talentwettberb wie z.B. Poetry Slam, das Einsenden eines Manuskripts. Bis zu diesem Moment hat die Öffentlichkeit keine Kenntnis vom Künstler oder seiner Kunst. Wie soll die Öffentlichkeit ohne diese Kenntnis irgeneine Entscheidung treffen können. Es muss in der Regel vorher einer eine Entscheidung treffen und das ist hier kein Dezernent und kein Lobbyist sonder ein Betreiber einer Plattform, der dabei auch auf die Nase fallen kann. Schon alleine deswegen, weil hier natürlich, wenn überhaupt, minimalste Eintrittspreise verlangt werden können, die Räumlichkeiten begrenzt sind (geringer Umsatz), der Betreiber Betriebsausgaben hat etc. Ich denke Sie, wissen das alles. Ohne Förderung durch Spenden, Gründung von Freundeskreisen (Mitgliedsbeiträge) und darauf dann die öffentliche Förderung könnten solche Plattformen nicht existieren. Ohne Existenz kein Auftritt, keine Öffentlichkeit, keine Entscheidungsmöglichkeit und trotzdem weniger Kultur.

Sie merken also der Kulturdezernent entscheidet nicht über den Künstler oder die Kunst, sondern über die Förderung der Plattformen. Dass das funktioniert und zwar schon lange, beweisen z.B. Dieselstraße, Galgenstricke oder etwas größer Theaterhaus und mehr. Lobbyisten, Pharma- und andere Industrien oder sonstige böse Mächte kommen hier im Gegensatz zu Ihrer Weltverschwörungstherie gar nicht vor. Filterblase zerschneiden, Scheuklappen runter, Aluhut ab und schon wird die Sicht klarer.

@Ada
Zitat "Es wird weder öffentlich darüber diskutiert, was gezeigt werden soll, noch öffentlich darüber entschieden, wer die Chance erhält, in die Öffentlichkeit zu treten."

Das ist die mit Abstand bizarrste Auffassung von Kunst & Kultur, von der ich jemals gehört habe!
Die "Bürger" sollen entscheiden, was die Kunstschaffenden tun sollen? Mir wird schlecht...

@SDWAN. Zitat. Die "Bürger" sollen entscheiden, was die Kunstschaffenden tun sollen? Die Burger entscheidet nicht darüber, was ein Kunstschaffender tun soll. "Die Bürger, und da gehören auch die Kulturschaffenden dazu, diskutieren und entschneiden öffentlich darüber, welcher Kulturschaffende/r eine Förderung erhält Im Moment entscheiden findet dieser Prozess hinter verschlossenen Türen statt und der Bürger hat keinerlei Einflussmöglichkeiten sich an diesen Prozess zu beteiligen. .

@K.A.Lauer
Frage: Wie soll die Öffentlichkeit bitte darüber diskutieren oder gar entscheiden, wenn sie etwas noch gar nicht kennt.
Indem man in hauptsächlich mit öffentlichen Geldern finanzierten Kulturräumen, dem Bürger die Möglichkeit der Einflussnahme gibt. Was spricht gegen öffentliche Castings?
Ich habe auch nichts gegen eine Jury, solange Sie die Jurymitglieder unparteiisch sind.
Castings haben den Vorteil, dass jeder davon profitiert. Der Kulturschaffende weiß, wo er steht und die Öffentlichkeit kann entscheiden, ob Juryentscheidungen , der Weisheit letzter Schluss sind. Wir wissen Alle, dass eine Jury nur so gut ist wie Ihre Jurymitglieder.
Ich kenne mich nur im Bereich "Bildender Kunst" aus, und in diesem Bereich besteht seit über zehn Jahren, solange verfolge ich das Treiben, dringender Handlungsbedarf. Das hat nichts mit Verschwörungstheorie zu tun.
Es herrscht Altersdiskriminierung und keine Chancengleichheit. Ich weiß nicht wie es in den Bereichen "Darstellende Kunst und Musik aussieht. Der Bereich „Bildende Kunst“ wird dominiert, von Vertreten der Akademien.
Die öffentlich geförderten Kunsträume stehen in erster Linie Akademiestudenten und -abgängern zur Verfügung. Wer Quereinsteiger ist muss leider draußen bleiben. Der Bereich „Bildende Kunst in Stuttgart ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir nicht n einer offenen Gesellschaft leben. Das Wort Vielfalt wird dabei oft mißbraucht. Vielfalt gibt es nur für die Akademien. Wenn es in anderen Bereichen der Kultur fairer zugeht, freut mich das.

Also ich habe lange Zeit im Kulturbereich gearbeitet - jetzt eher Bildung - und sehe das ganze recht differenziert. Es gibt viele verschiedene Träger kultureller Einrichtungen (Stadt, Land, Bund, Vereine, Mäzene und Stiftungen, u.a.) und es gibt unterschiedliche Arten der Kulturförderung. Aber auch die Aufgaben dieser kulturellen Einrichtungen sind vielfältiger, als nur der Besucherverkehr (Sammeln, Bewahren, Forschen, Bilden). Außerdem gibt es die Menschen, die im Kultursektor arbeiten, sei es nun als freie KünstlerInnen oder als MusikerInnen, OrganisatorInnen, etc. Für die Förderung durch das Kulturamt oder durch das Land gibt es meist definierte Förderlinien und mit mehr oder weniger Hürden versehene Anforderungen z.B. durch Anträge. Grundsätzliche Überlegungen, an welchen Stellen der Mix aus unterschiedlichen Förderinstrumenten Ungerechtigkeiten erzeugt, welche Bereiche übersubventioniert sind, und was z.B. da es in keine Schublade passt nicht gefördert wird, sind sicher angebracht. Auch die Zusammensetzungen der entscheidenden Gremien sind vielleicht zu überdenken. Einen Teil der städtischen Förderung über eine Art Kultur-Gutschein an alle StuttgarterInnen zu regeln, der dann wiederum je nach Interesse der BürgerInnen konkreten Einrichtungen zugute käme, ist sicher eine gute Idee - aber sicherlich nicht, wenn das die einzige Förderung wäre, da es dann eben nur nach Massenpublikumsgunst ginge.

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