Radschnellwege nach dem Vorbild von Kopenhagen einrichten

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Stadtbezirk: 
Stuttgart (gesamt)
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Thema: 
Radverkehr
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Wirkung: 
Ausgabe

Für unsere Stadt ist der Vorschlag:

Ergebnis (nur gut):

424
weniger gut: -140
gut: 424
Meine Stimme: keine
Platz: 
330
in: 
2015

Viele Fahrrad-Pendler aus den Außenbezirken stehen vor dem Problem, dass es keine durchgehenden Radwege gibt, die für Alltagsfahrten über längere Strecken sicher und zügig befahren werden können. Um das Radfahren attraktiver zu machen und mehr Leute zum Umsteigen vom Auto auf das Rad im Alltag zu animieren wird die Schaffung von Radschnellwegen nach dem Vorbild von Kopenhagen vorgeschlagen. Hierbei geht es um längere, durchgehende, ausreichend breite Radwege mit hohen Qualitätsstandards hinsichtlich Linienführung und Ausgestaltung (beispielsweise hochwertige Fahrbahnoberfläche), die ein zügiges Vorankommen erlauben. Die Radschnellwege sollten im Herbst von Laub und im Winter von Schnee befreit werden. Damit wäre die Innenstadt ganzjährig auch für Pendler aus den Außenbezirken und aus dem Umland gut mit dem Fahrrad erreichbar.

Kommentare

8 Kommentare lesen

Ich würde mir wünschen, dass auf den heutigen Bahngleisen von Cannstatt zum Hbf. ein solcher Radschnellweg entstünde. Die Situation im mittleren Schlossgarten ist einfach sehr unzufriedenstellend für alle beteiligten.

In Kophenhagen ist alles eben in Stuttgart bekanntlich nicht. Wie sollen hier ältere Leute hier zügig radfahren?

@ Wagenmann:
Nun, zunächst einmal gibt es auch in Stuttgart zahlreiche ebene Strecken bspw. dem Neckar entlang, sowohl in Richtung Esslingen, als auch in Richtung Remseck. Auf den Fildern ist es ebenfalls relativ eben.
Auch gibt es viele Radler, auch ältere, die täglich Rad fahren und entsprechend fit genug sind um auch die Steigungsstrecken aus dem Kessel raus zu bewältigen. Woran es diesen Radfahrern mangelt ist eine entsprechende Radverkehrsinfrastruktur, auf der man im Berufsverkehr sicher und zügig vorankommen kann.
Für alle die nicht mehr so fit sind oder nicht so häufig Rad fahren gibt es mittlerweile ja auch Fahrräder mit Elektromotor (Pedelecs), mit denen sich auch steile Strecken mühelos bewältigen lassen.
Zu guter Letzt gibt es hier mit Bürgerhaushalt auch den Vorschlag Fahrradlifte in Stuttgart einzuführen:
https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/11003
Damit ließen sich die steilen Strecken ebenfalls mühelos bewältigen.

Radschnellwege, d.h. kreuzungsfrei, bringen großen Zeitvorteil und machen damit das Fahrradfahren attraktiver.

Für geübte Radfahrer sind die Steigungen kein Problem. Man schaue sich einfach mal an, was im Berufsverkehr zwischen Heslach und Vaihingen, wo es seit längerem einen recht vernünftigen Weg gibt, los ist. Gute Radwege generieren Radverkehr, wie gute Strassen Autoverkehr generieren.

Kreuzungsfreie Radwege, wie sie Urban-Living in

https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/13206#comment-43788

vorschlägt, wird man in Stuttgart nicht bauen können, es sei denn, man schickt Radfahrer über Brücken oder Unterführungen. Die werden aber Radfahrer dann auch ausbremsen. Siehe z. B. den Vorschlag

https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/11834

, in dem der Ferdinand‐Leitner‐Steg, der eine Kreuzung mit der Schillerstraße vermeidet, als viel zu steil bezeichnet wird.

Soll der Radweg ebenerdig bleiben, wird es zwangsläufig Kreuzungen mit auch für Kraftfahrzeuge freigegebenen Straßen geben, es sei denn, man macht alle Straßen zu Fahrradstraßen (Verkehrszeichen 244), auf denen Kraftfahrzeuge mittels Zusatzzeichen zugelassen sind.

Und ich sage schon jetzt voraus: An Kreuzungen von Fahrradstraßen mit normalen Straßen wird es, wenn die Fahrradstraße Vorfahrt hat, schwere Unfälle geben, weil Kraftfahrer die Fahrradstraße nicht ernst nehmen werden, einfach, weil dort viel zu selten Fahrzeuge kommen, nach dem Motto „Vorfahrt achten? Da kommt doch nie jemand!“

Also wird man der Fahrradstraße aus Sicherheitsgründen die Vorfahrt nehmen und sie der querenden Straße geben. Und damit ist der Traum von der kreuzungsfreien ungebremsten Fahrt auf der Fahrradstraße beendet. Dafür hat man den Alptraum der gefährlichen Kreuzung immer noch: Denn auch wenn die Fahrradstraße wartepflichtig ist, wird in den Köpfen etlicher Kraftfahrer das Wissen stecken: „Da kommt nie jemand. Also kann ich da getrost mit überhöhter Geschwindigkeit durchrauschen.“

Darüber hinaus wird die Fahrradstraße schmaler als eine normale Straße sein, die Kreuzung für Radfahrer deshalb unübersichtlicher. Und so wird es nicht beim Verkehrszeichen 205 (Vorfahrt gewähren, das dreieckige) bleiben, sondern es wird ein Verkehrszeichen 206 (Stop‐Zeichen, achteckig) aufgestellt werden. Das bedeutet maximale Behinderung des Radverkehrs, den man doch fördern wollte.

Daher ist mein Vorschlag immer noch: Keine Sonderwege für Radfahrer! Radfahrer mit auf die normalen Straßen!

ABER:

Sicherstellung der Verkehrssicherheit durch Templimits und Radarfallen.

Wenn Autos nämlich wirklich 30 km/h (und nicht mehr) fahren, sind Unfálle im Längsverkehr (Rammen von hinten) keine Gefahr mehr.

Straßenbegleitende Radverkehrsanlagen (Radwege, Radfahrstreifen und Schutzstreifen) sind keine Alternative, denn sie machen den Radverkehr gefährlicher (das ist kein Witz!).

Geschrieben habe ich dazu etwas in den Kommentaren

https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/13171#comment-42229

und

https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/13171#comment-42301

zum Vorschlag Nr. 13171: „Radweg zwischen in Rohracker und Hedelfingen bauen“

und im Kommentar

https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/13010#comment-42310

zum Vorschlag Nr. 13010: „Radwege anstelle der Parkplätze zwischen dem Erwin-Schöttle-Platz und dem Marienplatz einrichten“

Gegen zu schnelle Autos helfen keine straßenbegleitenden Radverkehrsanlagen. Da helfen nur Verkehrsbeschränkungen und ‐überwachung, auch unter den Namen Tempolimit und Radarfalle bekannt.

Probleme muss man an der Wurzel packen. Ist das Problem das zu schnelle Fahren, muss man die, die zu schnell fahren, aus dem Verkehr ziehen. Die Aggressoren muss man in die Schranken weisen, nicht die Opfer.

@ Helmut Waitzmann:

Ich kann Ihre Bedenken nachvollziehen und teile Sie teilweise auch: In der Vergangenheit wurden leider viele Radverkehrsanlagen angelegt, nicht um die Radfahrer zu schützen, sondern um den Autofahrern freie Bahn zu verschaffen (d.h. die Radfahrer wurden auf die Gehwege verbannt). Auch ich würde als Radfahrer die Straße einem kombinierten Rad- und Gehweg vorziehen, da dies insbesondere in der Kreuzungsbereichen deutlich sicherer ist, da man besser von den Autofahrern wahrgenommen wird.

Auch stimme ich Ihnen zu, dass eine möglichst flächendeckende Einführung von Tempo 30 ein großer Gewinn für die Sicherheit von Radfahrern wäre. Einen Vorschlag hierzu finden Sie übrigens hier:
https://www.buergerhaushalt-stuttgart.de/vorschlag/10098

Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die Einführung von Radschnellwegen nach dem Vorbild von Kopenhagen. Wenn Sie Sich die Verhältnisse in Kopenhagen anschauen (Ich habe den Vorschlag bewusst so genannt: Einfach mal googeln und sich bspw. die "Cykelslangen" in Kopenhagen anschauen), dann wissen Sie was ich meine. Und dann werden Sie mir sicherlich zustimmen, dass die dortigen Verhältnisse wesentlich geeigneter sind den Radverkehrsanteil zu steigern, als das was wir momentan in Stuttgart haben.

Denn darum geht es letztendlich: Je höher der Radverkehrsanteil, desto sicher ist es für den einzelnen Radfahrer, da die Autofahrer eher mit Radfahrern rechnen. Ein Effekt der auch unter dem Ausdruck "Safety in numbers" bekannt ist und den Sie ja in Ihrem Kommentar ebenfalls beschrieben haben.

Wichtig ist aber auch das subjektive Sicherheitsempfinden. Ich kann es verstehen, dass viele Radfahrer Angst davor haben auf der Straße zu fahren und es dann lieber gleich ganz bleiben lassen.

Um den Radverkehrsanteil zu steigern muss Radfahren attraktiver werden. Und es ist nun mal so: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten – Wer Radverkehrsanlagen sät, wird Radverkehr ernten.

Eine gute Idee ist bspw. der von BikeMike in seinem Kommentar geäußerte Vorschlag ehemalige Bahntrassen in Radwege umzuwandeln.

Andere Beispiele für ansprechende Radverkehrsinfrastruktur in Europa sind bspw. der "Hovenring" in Eindhoven (NL) oder der Entwurf "SkyCycle" des Architekten Norman Foster (der auch die Glaskuppel auf dem Berliner Reichstag entworfen hat) für die Londoner City. Einfach mal googeln und sich inspirieren lassen...

Nachdem, was ich über Kopenhagen herausfinden konnte, ist die cykelslangen eine architektonisch gelungene Brücke, die eine 5‐Meter‐Treppe ersetzt. Außerdem werden in Kopenhagen grüne Wellen für Radfahrer geschaltet, z. T. sogar so, dass ein Pulk von mindestens 5 Radfahrern messtechnisch erfasst wird und die Ampelanlage an der Kreuzung, auf die er zufährt, so beeinflusst wird, dass er bei Ankunft freie Fahrt hat. Auch gibt es an Fahrradwegen LED‐Anzeigen, die dem Radfahrer die grüne Welle anzeigen oder wie lange es noch dauert, bis es rot oder grün wird, oder auch, wie schnell (oder langsam) er jetzt fahren muss, um bei Grün an der Kreuzung anzukommen. Darüber hinaus scheut sich Kopenhagen auch nicht, den Kraftverkehr zugunsten des Radverkehrs zu beschränken.

Das ist natürlich eine gute Sache.

Vielleicht bin ich für Stuttgart da zu pessimistisch: Ich habe mir vorgestellt, wie die Verwaltung, wenn sie den Vorschlag auf den Tisch bekommt, fragt: „Jetzt haben wir euch so tolle Radwege auf der Nürnberger und Waiblinger Straße in Cannstatt und zwischen Kaltental und Heslach gebaut, und ihr seid noch immer nicht zufrieden. Was wollt ihr denn noch?“

(Die Antwort wäre: „dass die Radfahrergefährdung seitens der Verwaltung endlich aufhört“)