Der VVS bzw. der ÖPNV wird immer wieder mit der These konfrontiert, mit niedrigeren Fahrpreisen könnten mehr Fahrgäste und damit sogar höhere Einnahmen erzielt werden. Zwar kann auch im VVS davon ausgegangen werden, dass bei einer entsprechend spürbaren Preisreduzierung mehr Fahrgäste auf Bus und Bahn umsteigen würden. Die entscheidende Frage hierbei ist jedoch, ob die Preiselastizität so hoch ist, dass diese Fahrgastzuwächse ausreichen, das niedrigere Fahrpreisniveau zumindest auszugleichen, damit am Ende dieselben Einnahmen wie bei der Ausgangssituation erzielt werden. Reduziert man die Fahrpreise durchschnittlich um beispielsweise 10, 20 oder 30 %, müssten die Fahrgastzahlen um rund 11, 25 oder 43 % ansteigen, nur um das vorherige Einnahmevolumen zu sichern,, wobei jedoch noch nicht berücksichtigt ist, dass die leider regelmäßig steigenden Kosten bei den Verkehrsunternehmen (Personal-, Treibstoff-, Material-, Fahrzeugkosten) zusätzliche Einnahmen erfordern. Vereinzelte Preissenkungsmaßnahmen haben gezeigt, dass damit kaum Mehreinnahmen erzielt werden konnten.
Aufgrund zahlreicher deutschlandweit durchgeführter Marktuntersuchungen ist bekannt, dass bei der Entscheidung für oder gegen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel weniger der Preis, sondern vielmehr das Fahrplanangebot, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, der Komfort der Verkehrsmittel, die Dichte des Haltestellennetzes und vor allem die Reisezeit ausschlaggebend sind. Deshalb werden beim VVS bzw. seinen Verkehrsunternehmen die für den ÖPNV verfügbaren Mittel vor allem für den weiteren Ausbau der Infrastruktur und des Leistungsangebotes und nicht zur weiteren, noch stärkeren Subventionierung der Fahrpreise verwendet. Die aktuelle Tarifstrategie von regelmäßigen, aber vergleichsweise moderaten Preisanpassungen wird von den Fahrgästen akzeptiert. Dies beweisen seit 1997 kontinuierlich steigende Fahrgastzahlen. Und auch beim jährlich vom VVS in Auftrag gegebenen Kundenbarometer (Befragung zur Zufriedenheit mit 26 Leistungsaspekten, Stichprobe = 1.000 Fahrgäste) konnte im VVS im Jahr 2011 bei der Globalzufrieden mit einem Wert von 2,78 ein deutlich besserer Wert als der bundesweite Durchschnitt (2,92) erzielt werden (Skala: 1 = vollkommen zufrieden bis 5 = unzufrieden). Ein sehr gutes Ergebnis zeigt sich auch bei der aktuellen Bürgerumfrage (2011) der Landeshauptstadt Stuttgart. Die Stuttgarter Bürger wählten den ÖPNV bei der Frage nach der Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen auf den zweiten Platz, wobei die große Mehrheit der Bürger (66 %) sich aber dafür ausspricht, das heutige finanzielle Engagement für den ÖPNV beizubehalten und nicht zu erhöhen.
Die Strategie des VVS, mehr Fahrgäste bei zudem steigenden Fahrgeldeinnahmen zu erreichen, basiert im Wesentlichen auf folgenden Säulen:
- Regelmäßige (jährliche), aber mäßige Tarifanpassungen: Damit werden die Fahrgäste maßvoll an den steigenden Kosten beteiligt, das Verhältnis zwischen Kundenfinanzierung und Finanzierung durch die öffentliche Hand bleibt bestehen.
- Kontinuierliche Fortentwicklung des tariflichen Angebots: Seit 2000 hat der VVS 38 tarifliche Verbesserungen zu Gunsten der Fahrgäste umgesetzt.
- Spezifische Kundenbefragung zur Einführung neuer Ticket-Angebote: Der VVS beauftragt regelmäßig renommierte, unabhängige Marktforschungsinstitute mit Marktuntersuchungen zu tariflichen Fragestellungen. Damit sollen vor Einführung neuer tariflicher Angebote mit dem Ziel der Angebotsoptimierung Kenntnisse z. B. bzgl. vorhandener Kundenwünsche und Marktakzeptanz in Erfahrung gebracht werden.
- Marketing: Der VVS-Tarif ist im Vergleich zu den Kosten des Autos sehr preiswürdig. Dies zeigen die regelmäßigen Preisvergleiche des VVS und des ADAC. Dies ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu transportieren ist eine wesentliche Aufgabe der umfangreichen Marketing-Aktivitäten des VVS und seiner Partner.